Wer dieser Tage Bus, Tram oder Zug fährt, hat den Eindruck: Eine Pandemie hat es nie gegeben. Menschen, die Schutzmasken tragen, lassen sich an einer Hand abzählen. Selbst zu Stosszeiten, in denen zwei Meter Abstand kaum einzuhalten sind.
Die Passagiere verstossen mit ihrem Verhalten gegen die Weisung des Bundesamts für Gesundheit (BAG), das in solchen Fällen das Tragen einer Maske empfiehlt. Andererseits wissen sie sich auf der sicheren Seite, denn die Behörde lehnt eine Maskenpflicht explizit ab. «Die Verantwortung für Masken im öffentlichen Verkehr liegt bei den Passagieren selbst», heisst es dort.
Wissenschaftler empfehlen «selektive Maskenpflicht»
Damit stellt sich die Behörde gegen die Empfehlung der wissenschaftlichen Taskforce, die den Bund in Sachen Coronavirus berät.
Die hatte, wie der Epidemiologe Marcel Tanner ausführt, eine «selektive Maskenpflicht» empfohlen. Das heisst: «In Situationen, in denen die Distanzregeln nicht eingehalten werden können, wie zum Beispiel im öffentlichen Verkehr oder in Servicebetrieben», soll das Tragen einer Maske, so Tanner, obligatorisch sein. «Denn wir wissen: Es gibt Menschen, die haben keine oder fast keine Symptome, sind aber dennoch ansteckend.»
Der Entscheid, von einer Maskenpflicht in Bus und Bahn abzusehen, stösst bei Virologen auf Unverständnis.
Isabella Eckerle, Leiterin des Zentrums für Viruserkrankungen an der Universität Genf: «Meiner Meinung nach wäre eine Maskenpflicht eine sinnvolle und relativ einfache Massnahme.» Die ablehnende Haltung des BAG könne sie nicht nachvollziehen.
Auch eine pragmatische Lösung tut es
Auch im Hinblick darauf, dass die Fallzahlen im Herbst wieder ansteigen könnten, wäre eine Maskenpflicht nützlich. Eckerle: «Dann sind die Produktions- und Lieferketten bereits eingespielt und die Menschen haben sich ans Maskentragen gewöhnt.» Die Virologin bleibt allerdings pragmatisch: «Man könnte ja auch Stoffmasken erlauben – die bieten zwar nicht denselben Schutz wie eine chirurgische Maske, sind aber immer noch besser als nichts.»
Nicht nur Virologen, auch das Bus- und Zugpersonal wünscht sich eine Maskenpflicht.
Eine solche wäre «vernünftig und konsequent», sagt Michel Berger von der Gewerkschaft VPOD. Einerseits zum Schutz der Busfahrerinnen oder Billettkontrolleure, die sich den ganzen Tag in den Wagen aufhalten.
Andererseits für die Passagiere selber, unter denen sich auch viele Risikopersonen befänden, die auf den öffentlichen Verkehr angewiesen sind.
Angesichts der niedrigen Maskenquote zeigen sich Bus- und Tramunternehmen kreativ. Um die Passagiere für das Thema zu sensibilisieren, beklebten die Zürcher Verkehrsbetriebe ZVV die Nasen von acht Trams mit einer symbolischen Schutzmaske und verteilen 50'000 Gratis-Masken. Plakate und Durchsagen in den Trams kommen hinzu.
Nicht alle Experten fordern Obligatorium
Auf Freiwilligkeit statt Pflicht dagegen setzt Epidemiologin Sarah Tschudin Sutter vom Unispital Basel: Das funktioniere in der Schweiz besser. Aus ihrer Sicht wäre daher als nächster Schritt eine aktive Kommunikation mittels Kampagnen nötig, sagt Tschudin Sutter.
Denn: «Ich bin optimistisch, dass man die Bevölkerung von der Sinnhaftigkeit des Maskentragens überzeugen kann.»
Von zwei Meter Abstand keine Spur: Während der Stosszeiten ist es in den Städten oft unmöglich, im öffentlichen Verkehr die nötige Distanz zu wahren. Dennoch trägt – entgegen der Empfehlung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) – kaum jemand eine Maske.
Die Gründe: Herdentrieb, Mangel an Solidarität, schlechte Kommunikation, mangelnde Verfügbarkeit. Herdentrieb: Solange nur eine Minderheit eine Maske trägt, kommen sich jene, die es dennoch tun, blöd vor. Mangel an Solidarität: Eine Maske schützt in erster Linie die Mitmenschen, nicht einen selber. Schlechte Kommunikation: Das BAG betonte monatelang, gesunde Personen sollten keine Masken tragen – auch wenn bekannt ist, dass symptomfreie Personen andere infizieren können. Mangelnde Verfügbarkeit: Die Masken sind nicht ganz billig und nicht überall erhältlich.
Die gute Nachricht: Weil die Gründe für die tiefe Maskenquote so banal sind, ist die Lösung simpel. Das Wichtigste wäre, die Empfehlung auszudehnen. Alle Passagiere sollen immer einen Mundschutz tragen, nicht nur zu Stosszeiten. Damit herrschte Klarheit – und Risikopersonen könnten sich wieder etwas sorgloser in den ÖV wagen.
Gleichzeitig braucht es eine flächendeckende Kampagne. Die Botschaft: Wer Anstand besitzt, trägt Maske. Sei es nun eine Hygiene- oder Stoffmaske. Nach ein paar Wochen wäre Zeit für eine Bilanz. Die Hoffnung? Dass sich das Maskentragen bis dann etabliert hat. Ist das nicht der Fall, braucht es sie wohl doch: die Maskenpflicht.
Von zwei Meter Abstand keine Spur: Während der Stosszeiten ist es in den Städten oft unmöglich, im öffentlichen Verkehr die nötige Distanz zu wahren. Dennoch trägt – entgegen der Empfehlung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) – kaum jemand eine Maske.
Die Gründe: Herdentrieb, Mangel an Solidarität, schlechte Kommunikation, mangelnde Verfügbarkeit. Herdentrieb: Solange nur eine Minderheit eine Maske trägt, kommen sich jene, die es dennoch tun, blöd vor. Mangel an Solidarität: Eine Maske schützt in erster Linie die Mitmenschen, nicht einen selber. Schlechte Kommunikation: Das BAG betonte monatelang, gesunde Personen sollten keine Masken tragen – auch wenn bekannt ist, dass symptomfreie Personen andere infizieren können. Mangelnde Verfügbarkeit: Die Masken sind nicht ganz billig und nicht überall erhältlich.
Die gute Nachricht: Weil die Gründe für die tiefe Maskenquote so banal sind, ist die Lösung simpel. Das Wichtigste wäre, die Empfehlung auszudehnen. Alle Passagiere sollen immer einen Mundschutz tragen, nicht nur zu Stosszeiten. Damit herrschte Klarheit – und Risikopersonen könnten sich wieder etwas sorgloser in den ÖV wagen.
Gleichzeitig braucht es eine flächendeckende Kampagne. Die Botschaft: Wer Anstand besitzt, trägt Maske. Sei es nun eine Hygiene- oder Stoffmaske. Nach ein paar Wochen wäre Zeit für eine Bilanz. Die Hoffnung? Dass sich das Maskentragen bis dann etabliert hat. Ist das nicht der Fall, braucht es sie wohl doch: die Maskenpflicht.