Wegen Schleuserbanden und illegalen Einwanderern
Zoll bremst Reisebusse aus

Zum Ärger für normale Fahrgäste werden vermehrt Reisebus-Linien, die täglich die Grenze passieren am Zoll kontrolliert. Eine Bus-Razzia dauert oft mehrere Stunden.
Publiziert: 17.07.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 09:30 Uhr
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«Wenn Dunkelhäutige vorne im Bus sitzen, gibt es meistens Kontrollen.» Antonio Mussoto (49)
Foto: Philippe Rossier
Von Daniel Riedel und Michael Sahli

Nächster Halt: Zollkontrolle! Die Schweizer Grenzwacht hat ein neues Transportmittel im Visier: Reisebus-Linien. Sie passieren täglich die Grenze. Die länder­übergreifenden Routen und die anonymen Fahrten sind ideal für Schleuserbanden und illegale Einwanderer.

Der grösste Anbieter Mein Fernbus/Flixbus (fährt mehrmals täglich die Strecken Frankfurt–Zürich und Berlin–Zürich) bestätigt den Trend – und die nervigen Nebenwirkungen für die Fahrgäste. Sprecher Gregor Hintz: «Wir verzeichnen um die 300 Kontrollen im Monat. Die können manchmal bis zu drei Stunden dauern. Entsprechend ärgerlich sind diese Wartezeiten für unsere Kunden und Fahrer.»

Ein BLICK-Leserreporter hielt eine Bus-Razzia am Zoll bei Thayngen SH auf Fotos fest. Er sagt: «An der Grenze kam es zu einem riesigen Rückstau. Ich sah einen Bus, der komplett gefilzt wurde. Sämtliche Gepäckstücke wurden ausgeräumt, mehrere dunkelhäutige Personen abgeführt.»

Auch Mein-Fernbus-Chauffeur Antonio Mussoto (49) hat seine Erfahrungen gemacht: «Die meisten Kontrollen gibt es bei der Einreise in die Schweiz. Auf der deutschen Seite ist das eher selten.» Im Visier der Zöllner sind illegale Einwanderer ohne gültige ­Papiere oder verbotene Schmuggelwaren aller Art.

«So eine Kontrolle dauert oft länger», sagt Mussoto. «Das drückt natürlich nicht nur auf meine Laune, auch die Fahr­gäste sind genervt.» Die Folge für alle Passagiere sind Ver­spätungen.

Von Wahllos-Kontrollen will man bei der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) jedoch nichts wissen. Ein Sprecher sagt dazu: «Unser Ziel ist es nicht, so viel wie möglich zu kontrollieren, sondern dort, wo wir gestützt auf unsere Erfahrung zum Schluss kommen, dass etwas nicht stimmen könnte.»

Car-Chauffeur Antonio Mussoto ahnt oft schon bereits beim Losfahren, dass es Ärger geben wird: «Wenn Dunkelhäutige vorne im Bus sitzen, gibt es meistens Kontrollen. Seit dem Konflikt in Nordafrika und im Nahen Osten hat es stark zugenommen.»

Auch die EZV-Zahlen sind deutlich: 2014 wurden im Reiseverkehr rund 14'000 rechtswidrige Aufenthalte entdeckt. In diesem Jahr sind es bereits 9000. Man bleibt wachsam. Der EVZ-Sprecher: «Wir beobachten und analysieren die Lage laufend und tauschen uns mit Partnerbehörden aus.» 

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