Nächster Halt: Zollkontrolle! Die Schweizer Grenzwacht hat ein neues Transportmittel im Visier: Reisebus-Linien. Sie passieren täglich die Grenze. Die länderübergreifenden Routen und die anonymen Fahrten sind ideal für Schleuserbanden und illegale Einwanderer.
Der grösste Anbieter Mein Fernbus/Flixbus (fährt mehrmals täglich die Strecken Frankfurt–Zürich und Berlin–Zürich) bestätigt den Trend – und die nervigen Nebenwirkungen für die Fahrgäste. Sprecher Gregor Hintz: «Wir verzeichnen um die 300 Kontrollen im Monat. Die können manchmal bis zu drei Stunden dauern. Entsprechend ärgerlich sind diese Wartezeiten für unsere Kunden und Fahrer.»
Ein BLICK-Leserreporter hielt eine Bus-Razzia am Zoll bei Thayngen SH auf Fotos fest. Er sagt: «An der Grenze kam es zu einem riesigen Rückstau. Ich sah einen Bus, der komplett gefilzt wurde. Sämtliche Gepäckstücke wurden ausgeräumt, mehrere dunkelhäutige Personen abgeführt.»
Auch Mein-Fernbus-Chauffeur Antonio Mussoto (49) hat seine Erfahrungen gemacht: «Die meisten Kontrollen gibt es bei der Einreise in die Schweiz. Auf der deutschen Seite ist das eher selten.» Im Visier der Zöllner sind illegale Einwanderer ohne gültige Papiere oder verbotene Schmuggelwaren aller Art.
«So eine Kontrolle dauert oft länger», sagt Mussoto. «Das drückt natürlich nicht nur auf meine Laune, auch die Fahrgäste sind genervt.» Die Folge für alle Passagiere sind Verspätungen.
Von Wahllos-Kontrollen will man bei der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) jedoch nichts wissen. Ein Sprecher sagt dazu: «Unser Ziel ist es nicht, so viel wie möglich zu kontrollieren, sondern dort, wo wir gestützt auf unsere Erfahrung zum Schluss kommen, dass etwas nicht stimmen könnte.»
Car-Chauffeur Antonio Mussoto ahnt oft schon bereits beim Losfahren, dass es Ärger geben wird: «Wenn Dunkelhäutige vorne im Bus sitzen, gibt es meistens Kontrollen. Seit dem Konflikt in Nordafrika und im Nahen Osten hat es stark zugenommen.»
Auch die EZV-Zahlen sind deutlich: 2014 wurden im Reiseverkehr rund 14'000 rechtswidrige Aufenthalte entdeckt. In diesem Jahr sind es bereits 9000. Man bleibt wachsam. Der EVZ-Sprecher: «Wir beobachten und analysieren die Lage laufend und tauschen uns mit Partnerbehörden aus.»