Wegen der EU sind die Schützen am Feldschiessen besonders geladen
Zu den Waffen

Es ist das grösste Schützenfest der Welt: An diesem Wochenende messen sich 130’000 Waffenfreunde im Schiesssport. Doch die Schützen sind wegen der Verschärfung des EU-Waffenrechts in Aufruhr. Bürgerliche Nationalräte kämpfen dagegen an – und «riskieren notfalls ein Ende von Schengen».
Publiziert: 10.06.2017 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:29 Uhr
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«Ich habe kein eigenes Gewehr und ich brauche auch immer jemanden, der mir hilft und mich instruiert. Aber dann treffe ich meist recht gut! Mein Spitzenresultat am Feldschiessen sind 58 Punkte», sagt SVP-Nationalrätin Barbara Steinemann. «Das Schiessen gehört zur Schweiz wie die Schoggi, der Käse und die Berge.»
Foto: Thomas Lüthi
Cinzia Venafro

Sie legt sich auf die Grasmatte, kneift das rechte Auge zu und – peng! Nationalrätin Barbara Steinemann (40) ist zwar keine verbissene Schützin, an diesem Wochenende aber misst sich die SVP-Politikerin mit rund 130’000 Waffenfreunden in der ganzen Schweiz. Besonders: Das traditionelle Feldschiessen, an dem Steinemann seit Teenager-Tagen teilnimmt, ist laut Organisationskomitee «das grösste Schützenfest der Welt». Seit 1872 zelebrieren an einem Wochenende im Jahr Schützenvereine landauf, landab ihre Leidenschaft für Gewehr und Pistole.

«Das Schiessen ist ein wunderbarer Sport, der das Hirn trainiert», schwärmt die Zürcher Politikerin. Ihre Affinität für die Waffe habe sie geerbt. «Mein Grossvater war zwar alles andere als bürgerlich», sagt Steinemann, «doch er war ein begeisterter und äusserst erfolgreicher Schütze.» Sie ist sich sicher: «Das Schiessen gehört zur Schweiz wie die Schoggi, der Käse und die Berge.»

Dem pflichten ihre Ratskollegen Werner Salzmann (SVP/BE), Beat Arnold (SVP/UR) und Thierry Burkart (FDP/AG) bei. «Das Feldschiessen ist Ausdruck der Verteidigungsfähigkeit der Armee», doziert Salzmann, der auch Präsident des Berner Schiesssportverbandes ist. Für den Militärpolitiker gehört «die Waffe zum Schweizer als Zeichen seiner Freiheit». Er wird am Wochenende gleich mehrere Feldschiessen besuchen und freut sich: «Es wird ein Fest für Jung und Alt. Wir haben überhaupt kein Nachwuchsproblem!»

SVP-Salzmann erwartet vom Bundesrat eine Ausnahmebewilligung 

Doch sorgenfrei sind die Schweizer Schützen nicht: Die Verschärfung des EU-Waffenrechts «löst grosse Verunsicherung aus», sagt Ständerat Philipp Müller (FDP/AG). Er sei am Schiessstand «sehr oft dazu aufgefordert worden, unbedingt etwas dagegen zu machen». 

Das Feldschiessen bleibe so bestehen, wie es seit mehr als einem Jahrhundert gepflegt wird, versicherte der Bundesrat als Antwort auf eine Interpellation Müllers. Auch die freiwillige Teilnahme am Obligatorischen mit dem Sturmgewehr 57 soll erlaubt bleiben.

SP-Galladé relativiert 

«Mit den Schützen sollte man sich besser nicht anlegen, die sind referendumsfähig und zudem eine sehr sympathische Gesellschaft», sagt Ständerat Müller. «Ich erwarte vom Bundesrat, dass er Ausnahmebewilligungen für die Schweizer Schützen aushandelt», doppelt Salzmann nach. Ein Referendum gegen das Schengen-Abkommen – welches das Waffenrecht beinhaltet – sei nicht sein Ziel. «Aber wenn wir tangiert werden, haben wir keine andere Wahl und nehmen nötigenfalls auch ein Schengen-Aus in Kauf.» Auch FDP-Mann Burkart sagt: «Unsere Tradition wird beschnitten, und wir haben keinen Sicherheitsgewinn. Ich werde das EU-Waffenrecht bekämpfen.»

Ob dieser Haltung nur den Kopf schütteln kann SP-Sicherheitspolitikerin Chantal Galladé. «Hier versucht die SVP, die sowieso gegen Schengen ist, mit dem Deckmantel des Waffenrechts an diesem für uns so wichtigen Abkommen zu rütteln», meint die Zürcherin. Sie versichert: «Die Schützen werden nicht von ihrem Sport abgehalten.» 

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