Es ist kurz vor halb 7 Uhr am Morgen. Der Airbus A321 der Swiss, der in Zürich gestartet war, ist schon fast in Genf angekommen, als die Piloten im Cockpit zu einem Notfall-Manöver gezwungen werden.
Nur wenige Hundert Meter von der Swiss-Maschine mit 219 Passagieren an Bord entfernt schwebt ein Heissluftballon mit insgesamt sieben Personen im Korb am Himmel. Der Ballon und das Flugzeug nähern sich bis auf knapp 500 Meter an.
Die Airbus-Piloten können eine Katastrophe verhindern, indem sie dem Heissluftballon in letzter Sekunde noch ausweichen.
Zahl gegenüber Vorjahr verdoppelt
Der Beinahe-Crash ereignete sich am 15. April 2018 bei Sullens VD nördlich von Lausanne. Es ist eine von insgesamt 68 Meldungen, welche die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) als «schwere Vorfälle» bezeichnet. Ereignisse also, die «beinahe zu einem Unfall» geführt haben.
Diese Zahl ist besorgniserregend. Gegenüber 2017 hat sich die Menge der Fälle damit verdoppelt. Und in den fünf Jahren zuvor lag der Schnitt ebenfalls bei gerade mal 36 Meldungen.
Gemischter Luftraum besonders gefährlich
In über einem Drittel der Fälle, nämlich bei 28 Ereignissen, kam es zu Annäherungen zwischen Luftfahrzeugen, bei der die Untersuchungsstelle von einer «hohen oder erheblichen Kollisionsgefahr» spricht. Daniel Knecht ist Bereichsleiter Aviatik bei der Sust. Er sagt gegenüber der «Sonntagszeitung», dass sich die meisten dieser Vorfälle im sogenannten gemischten Luftraum ereignen. Dort also, wo sich Grossflugzeuge den Luftraum mit kleineren Objekten teilen.
Auch am 22. Juni 2018 kamen sich über dem Atomkraftwerk Leibstadt ein Rega-Jet und ein Segelflieger gefährlich nahe. Weil letzterer ohne Transponder am Himmel unterwegs war, mussten die beiden Piloten ihre Flieger von blossem Auge aneinander vorbei manövrieren.
Bund ist besorgt und erfreut
Auch bei der Zahl der Todesopfer in der Luftfahrt sticht das Jahr 2018 negativ hervor. Insgesamt 36 Menschen kamen bei Unfällen ums Leben. Allerdings schoss die Zahl vor allem durch den fatalen Absturz einer Ju-52 am Piz Segnas in die Höhe. Allein bei diesem Crash im vergangenen August starben 20 Menschen (BLICK berichtete).
Besorgt und gleichzeitig erfreut ist man beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) über diese Statistik. «Besorgt, weil uns noch nicht abschliessend klar ist, woher diese Zunahme stammt», sagt Bazl-Sprecher Christian Schubert gegenüber der «Sonntagszeitung». Gleichzeitig sei es aber auch ein gutes Zeichen, weil sich offenbar die Meldekultur besonders bei der Leichtaviatik verbessert habe.
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