Die Tierschutzorganisation «Tier im Recht» hat die Tierquälerei-Fälle der Schweiz analysiert und kürzlich ihren Bericht dazu veröffentlicht. Immer mehr solche Delikte würden aufgedeckt und geahndet, steht in der Medienmitteilung. Zurückzuführen ist dies aber nicht auf einen Anstieg sadistischer Personen im Lande, sondern darauf, dass die Kantone mehr Ressourcen in die Strafverfolgung investieren. Das findet die Organisation grundsätzlich erfreulich.
Zudem legte die Analyse ein besonderes Augenmerk auf den Missbrauch von Pferden. Denn jeder zehnte Tierquälerei-Fall, in den Pferde involviert sind, betreffe zoophile Handlungen. Die Pendlerzeitung 20 Minuten machte daraus eine Schlagzeile: «Pferde sind ein beliebtes Objekt für Zoophile».
Falsch übersetzt
Das hat die internationale Presse jetzt offenbar falsch verstanden. So titelt das britische Boulevardblatt Sun etwa: «Alle drei Tage wird ein Pferd sexuell missbraucht: Schockstudie aus der Schweiz». 10'000 Schweizer hätten zoophile Neigungen. Oder die Daily Mail schreibt, dass Experten von einem «grossen Anstieg» von Pferde-Missbrauch warnen. Die Dunkelziffer sei überdies sehr hoch. Sogar die New York Post schreibt grosszügig von 1700 Missbrauchs-Fällen.
Dabei hat Tier im Recht nie von einem Anstieg bei sexuellen Handlungen an Pferden gesprochen. Richtig ist, dass vergangenes Jahr 1700 Tierquälerei-Fälle in der ganzen Schweiz aufgedeckt wurden.
Davon betreffen gerade mal 105 Fälle Pferde - alle anderen beziehen sich auf andere Tiere. Und von diesen 105 Fällen gehen 10 Prozent auf Zoophilie zurück. Auch das ist viel – aber immerhin leben 110'000 Pferde im Land und auf 18'000 Bauernhöfen geht es den allermeisten Tieren gut.
Nicht die ersten Schlagzeilen
Eine weitere Tierschutz-Organisation, «SOS Chat» im Welschland, war für andere, etwas überrissene internationale Schlagzeilen verantwortlich. Im März dieses Jahres behauptete sie etwa, 3 Prozent der Schweizer, also 250'000 Menschen, würden regelmässig Katzen essen. Auch damals war der Aufschrei weltweit gross.
Und auch Anfang November, als das Schweizer Fernsehen einen Dok-Film über den Luzerner Jäger Martin Bühlmann (72) sendete, der gern Katzenfleisch isst, berichtete sowohl «Daily Mail» als auch «The Independent» über die Schweiz. (ct)
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