Warum US-Waffen Fans uns so mögen
Verschossen in die Schweiz

Kein Waffenshop in Amerika ohne Messer mit Schweizer Kreuz, aber auch sonst lieben die Amerikaner unsere Waffen. Sie gelten nicht nur als gutes Handwert, sie haben auch Symbolwert.
Publiziert: 04.06.2015 um 19:29 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:15 Uhr
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Amerikaner fahren auf Waffen ab.
Foto: AP Photo
Thomas Ley

Vor vier Jahren machten sich die US-Waffenfans Sorgen um die Schweizer. Die National Rifle Association (NRA) und andere Klubs, die sich gegen jede Art von Waffenregulierung einsetzen, hatten von einer Abstimmung bei uns erfahren: der Initiative für den Schutz vor Waffengewalt, die Sturmgewehre ins Zeughaus verbannen wollte.

«Das wäre ein Jammer», hiess es auf der Webseite «New York Firearms»: «Hoffentlich lassen die diesen Anti-Waffen-Mist scheitern.» Der Wunsch wurde erhört, die Initiative fiel durch – was Amerikas Waffenfans feierten.

Denn im Land der unbegrenzten Schiessfreude hat die Schweiz einen guten Namen. Die Amis lieben Schweizer Waffen, selbst ausrangierte Polizeipistolen (BLICK berichtete). Aber die Produkte von SIG Sauer oder San Swiss Arms gelten nicht nur als gutes Handwerk, sie haben auch Symbolwert.

Denn für US-Waffennarren beweist unser Land, wie es richtig geht: Man gewährt freien Zugang zu Waffen, und schon schiesst keiner mehr auf den anderen.

Tatsächlich: Unser Land hat die dritthöchste Rate an privaten Schusswaffen der Welt, 46 pro 100 Einwohner. Zum Vergleich: In den USA sind es 101. Aber während in den Staaten im Jahr 2013 pro 100 000 Einwohner statistisch 3,55 erschossen wurden, waren es in der Schweiz bloss 0,23. Das zeige, sagen die Waffenlobbyisten, viele Knarren bedeuteten nicht automatisch viele Morde.

Dieses Bild ist zu romantisch. Insgesamt sterben in der Schweiz zwölfmal mehr Menschen an Schussverletzungen – weil unsere Selbstmordrate so viel höher ist als die Mordrate. In den USA ist sie nur doppelt so hoch. Zudem kommt es drüben zwar ständig zu Amokläufen, etwa an Schulen. Dafür gibt es bei uns viel mehr Familiendramen als in den USA.

Doch das hält die Amis nicht davon ab, unsere Waffenkultur zu idealisieren. Sie kaufen sich auch nicht immer gleich eine SIG (deren Waffenproduktion ohnehin 2000 nach Deutschland verkauft wurde). Die USA waren auch immer der beste Markt für Swiss Army Knives, für Victorinox-Sackmesser.

Der 11. September war zwar ein Dämpfer, weil die Attentäter Messer benutzt hatten und man Sackmesser danach nicht mehr im Duty-free-Shop kaufen durfte. Heute aber exportiert Victorinox wieder jährlich sieben Millionen Stück über den Teich. Kein Waffenshop in Amerika ohne Messer mit Schweizer Kreuz.

Darum läuft das Geschäft mit den alten Polizeiwaffen so gut: Mit einer echten  Schweizer Knarre kaufen sich Amis ein Stück von ihrem Utopia in den Alpen, dem Land der Kühe und der SIG Sauer.

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