Waffennarr Roger S. (†33) dreht bei Razzia in Rehetobel AR durch
Er schoss dem Polizisten mitten ins Herz

Es begann als Hanf-Razzia und endete in einem Blutbad. Ein Appenzeller Polizist schwebt mit einem Herzsteckschuss nach wie vor in Lebensgefahr – Täter Roger S. erschoss sich. Schon als 19-Jähriger ging er mit der Flinte auf die Familie seiner Ex los.
Publiziert: 04.01.2017 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 22.10.2018 um 11:33 Uhr
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Roger S. schoss auf die Polizisten, später richtete er sich selber.
Foto: zVg
Marco Latzer und Michael Sahli

Roger S.* (†33) ist der Schütze von Rehetobel AR. Während einer Hanf-Razzia zückte der 33-Jährige unvermittelt eine Waffe. Er schoss auf zwei Ausserrhoder Kantonspolizisten (29 und 37). Beide wurden schwer verletzt. Den jüngeren Beamten traf der Schütze mitten ins Herz. Diagnose: Herzsteckschuss!

Polizeikommandant Reto Cavelti sprach vom «Schlimmsten, was man sich als Kommandant vorstellen kann» und einem «Worst-Case-Szenario.»

Staatsanwalt Bruno Werlen, Graziosa Gairing, Chefin Kriminalpolizei, Polizeikommandant Reto Cavelti, Kurt Lutz Chef Regional- und Verkehrspolizei (von links).
Foto: Gian Ehrenzeller/Keystone

Heute Morgen war der Zustand des 29-Jährigen «unverändert kritisch», wie Polizeisprecher Hanspeter Saxer gegenüber der Nachrichtenagentur SDA sagte. Innerhalb der Ausserrhoder Kantonspolizei herrsche «tiefe Betroffenheit».

Er war ein Waffennarr

Der 33-Jährige Schütze ist als Waffennarr in der ganzen Region bekannt. Schon am Ostermontag im Jahr 2003 drückte S. ab, verletzte drei Personen mit einer abgesägten Schrotflinte. Damals schoss er auf die «Beschützer» seiner Ex (14) - und traf auch einen unbeteiligten Velofahrer (siehe Box unten).

Trotzdem sah gestern alles nach einem Routineeinsatz aus. Roger S. wurde verdächtigt, eine Hanf-Indooranlage zu betreiben. Deshalb wurden sein Wohnort und ein Schopf in der Nähe durchsucht.

Dabei fand man Roger S. hat sich laut den zuständigen Beamten «äusserst kooperativ» verhalten, obwohl die Polizisten tatsächlich Material zum Betrieb einer Hanf-Indooranlage fanden.

Als die Untersuchung des Schopfs schon fast abgeschlossen war, zog Roger S. eine Waffe. Der Kommandant: «Es kam zu einem Schusswechsel.» Woher S. plötzlich eine Waffe hatte, ist für die Polizei ein Rätsel, denn vor der Durchsuchung wurde Roger S. auf dem Polizeiposten noch auf gefährliche Gegenstände durchsucht. Es sei aber naheliegend, dass er die Waffe im Schopf versteckt hatte.

Polizisten trugen keine Schutzwesten

Die Polizisten trugen keine Schutzwesten. Laut Cavelti hätten sie in diesem Fall aber auch nichts genützt, weil die Schüsse die Polizisten an Stellen trafen, die nicht geschützt gewesen wären.

Ein Nachbar sagte gegenüber BLICK, dass sich der Täter nach dem Schusswechsel in den Schopf zurückzog – und von dort wohl flüchten konnte. Fest steht: Die Polizei findet den Schützen an seinem Wohnort. Roger S. wollte nicht aufgeben. «Die linke Hand steckte in seiner Hosentasche, dazu drohte er, dass er Sprengstoff im Rucksack habe», sagt Staatsanwalt Bruno Werlen. 

Es folgte ein stundenlanger Nervenkrieg. Die Polizei will kein weiteres Blutvergiessen riskieren. «Die Zeit spielte für uns», sagte Polizeisprecher Hanspeter Saxer.

Doch Roger S. beruhigte sich nicht. Als es eindunkelt, nach mehreren Stunden, wird ein Polizeihund vorgeschickt. Da erschiesst sich Roger S. selber. Sprengstoff wurde beim militärisch gekleideten 33-Jährigen nicht gefunden. Aber eine zusätzliche Handfeuerwaffe und mehrere Magazine mit Munition.

Die Ermittler gehen – wegen der Vorstrafen von S. – davon aus, dass er sich die Waffen illegal beschaffte. 

*Name der Red. bekannt

Als 19-Jähriger bedrohte Roger S. die Familie seiner Ex

Die Schiesserei von Rehetobel AR hatte einen blutigen Vorboten: An Ostern 2003 ging Roger S. (33) mit einer Schrotflinte auf zwei Männer los. Im Sommer 2002 hatte er ein damals 14-jähriges Mädchen kennengelernt und ging mit ihr eine sexuelle Beziehung ein. Als das Mädchen sich trennen wollte, brannten Roger S. die Sicherungen durch.

Er bedrohte die Familie der Ex und deren neuen Freund, ehe es in der Nacht auf Ostermontag zu einer Eskalation kam. S. lauerte zwei «Beschützern» seiner Ex auf - die beiden waren Brüdern - und schoss mit einer Schrotflinte auf die Männer. Ein zufällig vorbeifahrender Velofahrer wurde ebenfalls Opfer der Schiesserei. Resultat: drei Verletzte.

Bis 2009 sass er seine Strafe im Massnahmenzentrum Arxhof in Basel ab – 2012 endete die Probezeit, und Roger S. war ein freier Mann.

Die Schiesserei von Rehetobel AR hatte einen blutigen Vorboten: An Ostern 2003 ging Roger S. (33) mit einer Schrotflinte auf zwei Männer los. Im Sommer 2002 hatte er ein damals 14-jähriges Mädchen kennengelernt und ging mit ihr eine sexuelle Beziehung ein. Als das Mädchen sich trennen wollte, brannten Roger S. die Sicherungen durch.

Er bedrohte die Familie der Ex und deren neuen Freund, ehe es in der Nacht auf Ostermontag zu einer Eskalation kam. S. lauerte zwei «Beschützern» seiner Ex auf - die beiden waren Brüdern - und schoss mit einer Schrotflinte auf die Männer. Ein zufällig vorbeifahrender Velofahrer wurde ebenfalls Opfer der Schiesserei. Resultat: drei Verletzte.

Bis 2009 sass er seine Strafe im Massnahmenzentrum Arxhof in Basel ab – 2012 endete die Probezeit, und Roger S. war ein freier Mann.

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