Waffenkammer Schweiz
So viele Waffen liegen bei Schweizern zu Hause

Der Bundesrat will alle privaten Schusswaffen registrieren. Doch wie viele Gewehre und Pistolen liegen überhaupt bei Herrn und Frau Schweizer zu Hause? SonntagsBlick sammelte aktuelle Zahlen von Armee und Kantonen.
Publiziert: 16.02.2014 um 18:20 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2018 um 05:50 Uhr
Von Adrian Meyer

1 544 017 Schweine quietschten 2012 in Schweizer Ställen. Am meisten in Luzern: 415 612. Wie viele Tiere in welchen Ställen leben, stellt der statistische Atlas des Bundesamts für Statistik (BFS) mit wenigen Klicks in bunten Grafiken dar. Er zeigt regionale Unterschiede für fast alle Lebensbereiche der Schweiz: von der Anzahl Schweine über die Häufigkeit von Straftaten bis hin zur Zahl der Kinosäle.

Wer jedoch wissen will, wie viele Schusswaffen pro Kanton in privaten Haushalten lagern, hat es schwer: Niemand weiss es genau. Die Spannweite der Schätzungen ist gross, sie reicht von einer Million bis viereinhalb Millionen. Irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit. Um Klarheit über die Waffendichte zu schaffen, hat der Bundesrat ein neues Bundesgesetz vorgelegt. Damit will er alle nicht erfassten Gewehre oder Pistolen nachregistrieren lassen.

Das Gesetz soll zudem die Vernetzung der kantonalen Waffenregister regeln, welche die Kantone vor der Abstimmung zur Waffenschutzinitiative im Jahr 2011 versprachen. Die Vernetzung soll Ende Jahr stehen. Polizisten könnten online herausfinden, ob eine Person eine Waffe besitzt. Aktuell führt jeder Kanton ein eigenes Register.

Derzeit haben weder das Bundesamt für Polizei (Fedpol) noch das BFS aktuelle Zahlen zu Schusswaffen. Bekannt ist die Zahl der Menschen, die in der Schweiz jedes Jahr durch Schüsse sterben: 239 waren es 2011 laut den aktuellsten Daten des BFS. Die Mehrheit – 210 – waren Suizide.

SonntagsBlick fragte beim Verteidigungsdepartement und den kantonalen Waffenbüros nach. Fazit: Derzeit sind rund 800000 private Waffen registriert. Im Register der Militärverwaltung sind 455 000 Armeewaffen eingetragen.

Erstaunlicherweise haben nicht ländliche Kantone mit ausgeprägten Jagd- und Schützenwesen wie das Wallis oder Bern die höchste Dichte registrierter Waffen, es sind Stadtkantone wie Genf oder Basel-Stadt. Eine Erklärung hat der zuständige Fachsekretär der SP, Peter Hug (58): «Die Register bilden bloss den Fleiss der Verwaltungen ab, wie sauber die Kantone diese führen.»

Genf sei einer der ersten Kantone gewesen, der zur freiwilligen Hinterlegung von Armeewaffen aufrief und den Schutz vor Waffengewalt ernst nahm, sagt Historiker Hug. Wenn Kantone wie Luzern oder Zürich ihre Register seit Jahrzehnten führen, ist die Zahl eingetragener Waffen ebenfalls höher. Appenzell Innerrhoden hingegen registriert seine Schusswaffen erst seit wenigen Jahren elektronisch. Die Register sind daher oft unvollständig und begrenzt miteinander vergleichbar. Gar keine Zahlen liefern die Kantone Aargau und Schwyz. «Wir können nicht sagen, wie viele Waffen im Kanton registriert sind», sagt der Sprecher der Schwyzer Kantonspolizei, David Mynall. Das System erlaube keine statistischen Erhebungen, sondern bloss personenbezogene Abfragen.

Vor allem die Dunkelziffer älterer Armeewaffen ist hoch. Peter Hug schätzt, dass die Armee insgesamt mehr als 1,3 Millionen Gewehre und Pistolen an ehemalige Dienstleistende abgegeben hat. Rund 70 Prozent (über 900 000) sind alte Ordonnanzgewehre wie Karabiner Modell 1911 oder 1931. Mit einem solchen Karabiner schoss vor einem Jahr der Amokschütze von Daillon VS um sich. Er tötete drei Menschen, verletzte zwei schwer.

Die Schätzungen basieren auf Beschaffungszahlen der Armee, die Hug seit Jahren sammelt. Über die Jahrzehnte seien einige Zehntausend alte Armeewaffen vernichtet worden, etwa im Rahmen kantonaler Sammelaktionen. Weit mehr – bis zu 200 000 – dürften ins Ausland verschwunden sein. Hugs Schätzung deckt sich mit Zahlen des Bundesrats: Er geht von insgesamt zwei Millionen Schusswaffen in Schweizer Haushalten aus, die Hälfte davon ist nirgends registriert. Damit kämen in der Schweiz rund 250 Waffen auf 1000 Einwohner.

Die Nachregistrierung ist umstritten. SP, Grüne und FDP akzeptieren sie, SVP, CVP und die Waffenlobby lehnen sie ab. Der Präsident der Gesellschaft für ein freiheitliches Waffenrecht Pro Tell, Willy Pfund (74), bezeichnete die Nachregistrierung als «Sisyphusarbeit, die nichts an die Verhinderung von Schusswaffenmissbrauch beiträgt». Während der Bundesrat das Waffenrecht generell verschärfen will, hat er diese Woche das Verbot für Angehörige zweier Staaten aufgehoben: Montenegriner und Kroaten dürfen wieder Waffen kaufen.

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