Das ist Fortschritt: Wir müssen nicht mehr zum Bach hinunter zum Waschen. Wir müssen nicht mehr über dem Feuer kochen. Und wir müssen nicht mehr selber singen. Das macht die Stereoanlage.
Aber ein Haushaltgerät könnten wir uns eigentlich gut sparen: den Wäschetrockner.
Doch wer in Zeiten des Klimawandels pflichtbewusst Strom sparen will, hat mehr Aufwand. Nicht weil es so anstrengend wäre, Wäsche aufzuhängen – sondern Zeit und Platz dafür zu finden. Denn die Art Sparsamkeit können Vermieter nicht mit ansehen. Buchstäblich.
In den Hausordnungen der Verwaltungen klingt es fast überall so: «Aushängen der Wäsche unter Fenstern und von aussen sichtbar auf den Balkonen ist untersagt.»
Die Details: Trocknen auf dem Stewi? Ja, sofern vorhanden. Aber nur unter der Woche und am Samstag. An Sonn- und Feiertagen ist Waschen und Trocknen meist überhaupt verboten.
Der Trockenraum? Ja, wenns ihn gibt (nicht überall). Und wenn er gross genug ist (auch nicht überall). Und wenn man allen Nachbarn vertraut. In Wohnblocks von 20, 30, 40 Parteien auch keine Selbstverständlichkeit.
Dann der Terminplan: Trockenräume stehen kaum je länger als bis 21 Uhr zur Verfügung. Selber schuld, wer arbeitet. Samstags gibts dann halt Stau in der Waschküche.
Die Vermieter sehen das Problem nicht: «Wenn man sich mit den Nachbarn und dem Vermieter zweckmässig organisiert, sollte es möglich sein, aneinander vorbeizukommen», sagt Monika Sommer, Vizedirektorin des Schweizerischen Hauseigentümerverbands (HEV).
Dabei weiss auch sie, dass man nicht umsonst vom «Waschküchenstreit» spricht: Wenig Bereiche bieten mehr Gelegenheit für kleine Streitereien als Wäscheplan und Trockenraum-Belegung.
Die Alternative: der Tumbler.
Dumm nur, dass der praktische Trockner zu den Top-Stromfressern des Haushalts gehört (siehe Tabelle) – und mehr verbraucht als Herd, Ofen und Kaffeemaschine gleichzeitig. Die meisten Trockner gehören zur Effizienzkategorie C, ältere Geräte gar nur D.
Das hat Folgen: Die Schweizer vertumblern jedes Jahr 550 Millionen Kilowattstunden Strom. Damit könnte man in derselben Zeit gleich Basel und Winterthur zusammen mit Energie versorgen.
Wäschehängen ist da wirklich sparsamer. Doch auf dem Balkon wollen die Vermieter das nicht sehen. Seit Jahrzehnten nicht. Warum? «Aus ästhetischen Gründen», sagt HEV-Vize Sommer: «Es sieht einfach nicht gut aus, wenn von allen Balkonen Wäsche hängt.» Ohnehin sei das ja nur in der warmen Jahreszeit eine Alternative.
Besser als nichts, findet Sibylle Zollinger, Sprecherin von Greenpeace Schweiz: «Es ist absurd, Mietern im Sommer zu verbieten, Wäsche auf dem Balkon zu trocknen. Damit werden sie genötigt, statt Sonnenenergie die verbrauchs-intensiven und klimaschädlichen Wäschetrockner zu nutzen.»
Es hilft nichts. Die Vermieter finden: Dafür siehts gut aus.
Übrigens ist das Grillieren auf dem Balkon weit weniger oft verboten. Vielleicht sollten klimabewusste Mieter ihre Wäsche statt trocknen einfach räuchern.
Was ist wichtiger: eine optisch schöne Hausfassade oder der Schutz der Umwelt? Schreiben Sie uns Ihre Meinung!
Kühlschrank mit Gefrierteil: 13%
Tumbler: 10%
Div. Pflege- und Kleingeräte: 10%
Herd, Backofen, Kaffeemaschine: 9%
Quelle: Bulletin SEV/VSE
Kühlschrank mit Gefrierteil: 13%
Tumbler: 10%
Div. Pflege- und Kleingeräte: 10%
Herd, Backofen, Kaffeemaschine: 9%
Quelle: Bulletin SEV/VSE