Die Vorwürfe haben es in sich: Zu einen geht es um ergaunerte 1,3 Millionen Franken – zum anderen um Sex-Übergriffe. Gestern stand Peter F.* (66), der Patron eines Produktionsbetriebs, vor dem Strafgericht Schwyz – mal wieder. Dem ehemaligen BDP-Politiker drohen wegen Betrugs und Ausnützung einer Notlage dreieinhalb Jahre Knast.
Die Anklage der Staatsanwaltschaft: Der Unternehmer habe mit zwei Mitangeklagten zwischen 2008 und 2012 immer wieder so getan, als habe er den Betrieb wegen schlechter Auftragslage auf Kurzarbeit umgestellt. Dafür gab es von der kantonalen Arbeitslosenkasse fast 1,3 Millionen Franken Entschädigung. In Wahrheit schickten der Patron und seine zwei Komplizen ihre Angestellten aber gar nicht nach Hause. Sie seien vielmehr unter Druck gesetzt worden, falsche Arbeitszeiten aufzuschreiben und normal weiterzuarbeiten.
Ex-Haushälterin erhebt Sex-Vorwürfe
Zudem soll sich der Angeklagte, der bereits wegen Sexualdelikten vorbestraft ist (BLICK berichtete), an einer Hausangestellten vergriffen haben. Mit zitternden Händen beschrieb die Österreicherin gestern, was ihr im Jahr 2013 im Haus des Chefs passiert sei: «Er wollte, dass ich ihm die Füsse massiere.» Bei solchen «Massagen» habe der Chef immer wieder sexuelle Handlungen von ihr verlangt. «Ich habe ihm gesagt, dass ich das nicht will. Es war der Horror», so die Frau. Mit einer versteckten Kamera hat sie Videos zweier «Massagen» erstellt. Für die Anklage ist klar: Die Frau war auf den Job angewiesen – und der Chef hat diese Notlage ausgenutzt.
Peter F. macht bei seiner Aussage einen äusserst selbstbewussten Eindruck, schimpft immer wieder über das Gericht. Die Vorwürfe bestreitet er: «Es kam von ihr aus, ich wollte nur schlafen und war müde!» Und: «Vielleicht hatte sie einfach Lust.» Er vermutet, dass seine Ex-Angestellte die Vorwürfe gegen ihn nur erhob, weil er ihrem Wunsch nach einem Darlehen nicht entsprochen habe.
Auch von etwa 1,3 Millionen Franken, die zu Unrecht bezogen wurden, will der Chef nichts gewusst haben. «Wir waren in der Automobilindustrie, die Aufträge brachen damals ein», erklärt der Ex-BDP-Ständeratskandidat. Denn: «Als sogar Ems-Chemie auf Kurzarbeit umstellte, habe ich gleich entschieden.»
Firma will Geld zurückzahlen
Ansonsten will sich der Chef kaum ans Tagesgeschäft erinnern können. Nur so viel: Ohne das zusätzliche Geld wäre die Firma garantiert pleitegegangen. Überhaupt: Man sei ja daran, den Betrag zurückzuzahlen. Und es seien sicher nicht die ganzen 1,3 Millionen zu Unrecht bezogen worden.
Ebenfalls angeklagt sind der damalige CEO und der kaufmännische Leiter. Für sie fordert der Staatsanwalt wegen Beteiligung am Kurzarbeits-Betrug bedingte Haftstrafen. Der CEO erscheint gestern nicht mal persönlich vor Gericht. Und der Finanz-Chef der Firma macht ebenfalls Erinnerungslücken geltend. Mit den Händen in den Hosentaschen und schüchternem Lächeln sitzt er vor der Richterin, lässt sich jede Aussage aus der Nase ziehen. Nach anfänglichem Bestreiten gibt er später immerhin schmallippig zu, dass er einige Formulare schon bewusst falsch ausgefüllt habe. Er könne sich aber nicht erinnern, ob sein Chef davon wusste.
Die Verteidiger sehen ihre Mandanten zu Unrecht auf der Anklagebank und fordern Freisprüche. Das Urteil wird schriftlich eröffnet.
* Name geändert