Vor Europa-League-Partie in Zürich
Fenerbahçe musste wegen Erdogan Hotel stornieren

Dolder statt Mövenpick: Der türische Fussballclub Fenerbahçe Istanbul musste in Zürich auf Anweisung von Präsident Erdogan das Hotel wechseln – weil dieser angebliche Verbindungen zu Fethullah Gülen witterte.
Publiziert: 25.09.2016 um 14:33 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 20:15 Uhr
Grosser Fenerbahçe-Fan: Recep Tayyip Erdogan (62). Hier im Bild mit Ex-Captain Alex de Souza.
Foto: Keystone

Jetzt will er auch noch den Fussball kontrollieren. Der Machhunger des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan geht offenbar so weit, dass er sogar in die Hotel-Planung des Fussballclubs Fenerbahçe Istanbul eingreift. So passiert vor dem Europa-League-Match im Zürcher Letzigrund gegen GC am 25. August.

Die Mannschaft aus der Türkei reservierte Zimmer im Mövenpick-Hotel in Regensdorf ZH. Einen Tag vor der Anreise stornierte Fenerbahçe die Buchung telefonisch.

«Es gab keine offizielle Begründung», sagt Tina Seiler, Sprecherin der Mövenpick-Gruppe, zur SonntagsZeitung. 25 000 Franken musste der türkische Verein wegen der Absage zahlen. Er tat dies anstandslos – und buchte stattdessen im Zürcher Luxushotel Dolder.

Anruf vom Aussenministerium

Wenige Tage nach dem Spiel gegen GC publizierten mehrere türkische Zeitungen Artikel zum Zwischenfall – unter anderem die Online-Ausgabe von «Türkiye». Darin heisst es, der Grund für die Stornierung der Buchung von Fenerbahçe liege in der Verbindung des Mövenpick-Hotels zu Fethullah Gülen.

Präsident Erdogan bezeichnet das Netzwerk des in den USA lebenden islamischen Predigers als Terroroganisation, und macht Gülen und dessen Anhänger für den Putschversuch Mitte Juli in der Türkei verantwortlich. Ein Anruf aus dem türkischen Aussenministerium habe denn auch zur Umbuchung geführt, heisst es im Artikel der Erdogan-nahen Zeitung «Türkiye».

Fakten völlig verdreht

Recherchen zeigen nun, dass die Fakten völlig verdreht wurden: Das Hotel in Regensdorf gehört der Valpona Immo AG mit Sitz in Küssnacht ZH. Und deren Aktien wiederum gehören zu 100 Prozent einer Familienholding aus Spanien.

Es gebe keinerlei Verbindungen zur Türkei, sagt Anwalt Leonhard Toenz, der die Holding vertritt. Ein türkischer Unternehmer aus der Schweiz, der im Artikel diffamiert wird, hat nun Strafanzeige erstattet.

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