Von wegen «faule» Studenten
Drei von vier «Studis» müssen jobben

Dass Studierende nur dem Steuerzahlenden auf der Tasche liegen, ist eine Legende: Im Schnitt stammten im ersten Quartal 2020 vier Prozent ihrer Einnahmen aus Stipendien und Darlehen. Die Hälfte ihres Unterhalts sponserten die Eltern, 40 Prozent verdienten sie selber.
Publiziert: 23.02.2021 um 10:40 Uhr
Im ersten Quartal 2020, vor dem ersten Lockdown, haben drei von vier Studierenden in der Schweiz gejobbt - beispielsweise in der Gastronomie. Aber danach? (Symbolbild)
Foto: ALESSANDRO DELLA BELLA

Der oder die Studierende arbeitete 2020 pro Woche im Durchschnitt 35,4 Stunden für seine oder ihre Ausbildung und widmete sich 9,7 Stunden der Erwerbsarbeit. Drei von vier gingen einem Job nach. Von diesen 73 Prozent hatten 68 Prozent einen Beschäftigungsgrad von über 40 Prozent. Das zeigen die neuesten Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) aus dem Jahr 2020 - vor dem ersten Lockdown freilich.

Ob genetisch bedingt oder der Erziehung geschuldet: Fast jeder zweite Studierende (47 Prozent) stammt aus einer Familie, in der mindestens ein Elternteil einen Hochschulabschluss hat. 33 Prozent der Uni- und Fachhochschulabsolventen hatten einen Migrationshintergrund; das liegt unter dem Einwohnerdurchschnitt von knapp 38 Prozent .

Vier von zehn Studenten «im Hotel Mama»

Frauen haben bekanntlich schon vor Jahren die Männer auf der tertiären Bildungsstufe überholt: 53 Prozent der Studierenden wurden 2020 als «weiblich» geführt. 5,4 Prozent hatten Kinder. Ob aus Nestkleberei oder Wohnungsnot: 41 Prozent der Studierenden wohnten bei den Eltern.

Zu-Hause-Wohnen nimmt an Häufigkeit zu - langsam, aber kontinuierlich von 37 Prozent im Jahr 2005 auf 41 Prozent im 2020. Einen «Ausreisser» präsentiert die Grossregion Zürich, wo nur 29 Prozent der Studierenden im Hotel Mama wohnen bleiben, dafür die Rekordmenge von 16 Prozent in Wohnheimen untergebracht sind. Mit einem Viertel Wohngemeinschaften unterschiedet sich Zürich dagegen kaum von der Ostschweiz und dem Espace Mittelland.

35 Prozent der Studierenden, die von zu Hause ausgezogen sind, berichteten dem BFS von Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche. Überdurchschnittliche Probleme gab es in den Grossregionen Zürich mit 41 Prozent und Genfersee (mit Wallis) mit 54 Prozent. Die Wohnungssuche in der Ostschweiz setzte dagegen nur 11 Prozent der Studierenden unter Stress.

Je älter, umso mehr Erwerbseinkommen

Die Erwerbseinkommen steigen mit dem Alter in dem Masse, wie die elterliche Unterstützung abnimmt: Während die unter 20-Jährigen 13 Prozent ihrer Einkünfte im Schnitt im Schweisse ihres Angesichts verdienten, waren es bei den 30- bis 35-Jährigen 68 Prozent.

Die soziale Herkunft spielte beim Jobben eine etwas geringere Rolle. Mit Abstand am seltensten «auf den Bügel» mussten die Kinder von Eltern mit Höherer Berufsbildung (32 Prozent), gefolgt von Nachkommen von Eltern mit Sekundarstufe II (39 Prozent). Die restlichen elterlichen Bildungsniveaus führten dazu, dass die Jungen 44 bis 47 Prozent ihrer Einnahmen selber erwirtschafteten.

Die Kinder von Eltern ohne nach-obligatorische Ausbildung erhalten zwar nur 40 Prozent ihrer Ausgaben von den Erzeugern vergütet, müssen aber trotzdem nur 44 Prozent selber erarbeiten - der Rest sind Stipendien und Darlehen, die auf dieser Stufe der Bildungsferne am höchsten sind. (SDA)

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