Viertelmillion futsch
So funktioniert die SRF-Wingcam

Sie wurde zum ersten Mal in der Schweiz an einem so langen Seil eingesetzt. Jetzt ist die teure Wingcam, welche von SRF eingesetzt wird, bereits Schrott.
Publiziert: 17.02.2017 um 18:47 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:26 Uhr

Sie war eine der grossen Attraktionen der SRF-Übertragungen an der Ski-WM in St.Moritz. 

Erstmals hatte der erfahrene SRF-Sport-Regisseur Beni Giger zusammen mit den Technikern einer spezialisierten deutschen Firma eine Wingcam an einem 1150 Meter langen Stahlseil installieren lassen.

Auf der SRF-Website konnten Skifans im Livestream die Wingcam-Perspektive anwählen. Bis heute Mittag um Punkt 12 Uhr. Dann lag das teure Hightechgerät zerstört im Zielraum des WM-Riesenslaloms. Der Schaden: rund 250'000 Euro. Wessen Versicherung dafür aufkommt, wird die laufende Untersuchung zeigen müssen, heisst es bei SRF.

Eine PC-7 aus der Kunstflugstaffel der Schweizer Armee hatte bei der Vorführung über den Köpfen der Zuschauer das Zugseil der Kamera durchtrennt. Die Kamera und ihr Schlitten fielen in den Zielraum des WM-Riesenslaloms. Das Zugseil fiel auf den Sessellift Salastrains und stoppte diesen vorübergehend.

Klare Vorschriften für den Einsatz der Wingcam

Die rund 25 Kilo schwere Wingcam war nur zwischen zwei 18 Meter hohen Stahlmasten aufgehängt. Den einen hatten die Spezialisten an der Haupttribüne befestigt, den anderen mithilfe des Helikopters auf dem Berg aufgestellt.

An zwei parallel installierten Stahlseilen saust die Sony-HD-Kamera mit Canon-Linse mit Tempo 120 den Berg hinauf und hinunter. Angetrieben von einem Zugseil. Ein Akku versorgt das Hightechgerät mindestens drei Stunden lang mit Strom. Mit einem 5-Gh-System schickt sie die Bilder der Rennfahrer in das Übertragungszentrum von SRF. Von dort aus steuert ein Kameramann mit einem Joystick das System.

Für den Einsatz der Wingcam gebe es ganz klare technische Vorschriften, liessen die SRF-Verantwortlichen zu Beginn der WM durchblicken.

Dies wohl auch deshalb, weil im Dezember 2015 in Madonna di Campiglio gleich hinter Marcel Hirscher eine Kameradrohne auf die Piste des Weltcup-Slaloms donnerte. «Das darf nie wieder passieren», sagte Markus Waldner, der Renndirektor des internationalen Skiverbands, damals in Italien. Heute sagte er gegenüber SRF: «Die Flugstaffel hätte etwas höher fliegen können.» (bih)

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