Versorgungsmodell abgelehnt
Gesundheit Simme Saane kämpft gegen Aus für Spital Zweisimmen

Dem Spital Zweisimmen droht das Aus, weil die kleinste Gemeinde der Region das neue Versorgungsmodell abgelehnt hat. Eine einzige Stimme gab in Gsteig den Ausschlag. Jetzt suchen die Befürworter fieberhaft nach einer anderen Lösung.
Publiziert: 26.08.2023 um 13:28 Uhr
Foto: GAETAN BALLY

Die Gesundheit Simme Saane AG werde innert weniger Tage eine Alternative vorlegen, sagte Verwaltungsratspräsident Stephan Hill am Samstag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Der jährliche Beitrag der Gemeinde Gsteig könnte entweder von den anderen sechs Gemeinden übernommen werden oder aber von Privaten.

Die Aktiengesellschaft war 2019 von den Gemeinden der Region gegründet worden. Sie möchte das Spital Zweisimmen weiterführen und zugleich Spitex, Alterswohnen und Geburtshaus unter ein Dach holen.

Vorgesehen war, dass sich die sieben Gemeinden mit insgesamt 1,5 Millionen Franken pro Jahr beteiligen, der Kanton mit 2 Millionen und die Spital STS AG mit 7,5 Millionen. Alle sieben Gemeinden stimmten am Freitagabend über die Vorlage ab.

An sechs Gemeindeversammlungen gab es eine Zustimmung von durchschnittlich rund 90 Prozent. Als spätabends das Ergebnis aus Gsteig bekannt wurde, herrschte bei den Befürwortern in Zweisimmen «Schockstarre», wie Hill berichtete.

In Gsteig wurde die Vorlage mit 98 zu 97 Stimmen bei 4 Enthaltungen abgelehnt. Das Votum wurde viermal nachgezählt.

Bis spät in die Nacht habe der Verwaltungsrat der Gesundheit Simme Saane AG darauf diskutiert, wie es weitergehen könne, berichtete Hill. Aus Sicht der Befürworter könne es doch nicht sein, dass die Gesundheitsversorgung einer ganzen Region wegen einer einzigen Stimme in der kleinsten Gemeinde keine Zukunft habe.

«Alternativen liegen zurzeit nicht vor»

Gsteig hätte in den ersten fünf Jahren jährlich 63'000 Franken zahlen sollen, danach 52'000. Eine Möglichkeit ist nun, dass die übrigen Gemeinden Boltigen, Lauenen, Lenk, Saanen, St. Stephan und Zweisimmen den Betrag übernehmen.

Der Kanton hatte im Vorfeld der Abstimmungen klar gemacht, dass seine Millionen nur unter einer Bedingung fliessen: Es brauche ein klares Signal der Bevölkerung, dass sie das Spital Zweisimmen weiterhin wollten.

Aus Sicht von Hill ist der Nachweis mit der hohen Zustimmung in sechs Gemeinden gegeben. Gundekar Giebel, der Sprecher der bernischen Gesundheitsdirektion, hielt sich am Samstag bedeckt. Nicht der Kanton, sondern die Region habe festgelegt, dass alle sieben Gemeinden zustimmen müssten.

Die Resultate vom Freitag nehme man zur Kenntnis. Die Türe sei nun nicht zugeschlagen, aber «Alternativen liegen zurzeit nicht vor und können demnach auch nicht kommentiert werden.»

Die Befürworter der Vorlage wehren sich gegen die Schliessung des Spitals, weil in dem Fall auch das Geburtshaus dichtmachen müsste. Teile der Bevölkerung müssten dann mehr als 50 Kilometer fahren, um ein Spital zu erreichen.

Die Gegner hatten ins Feld geführt, es sei nicht Aufgabe von Gemeinden, ein Spital zu führen und zu finanzieren. Dass dieses erfolgreich betrieben werden könne, sei angesichts der Entwicklung der Spitallandschaft und des Personalmangels ohnehin unsicher. (SDA)

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