Gemäss der Vision des früheren EPFL-Professors sollen die Bundesbahnen und das Verkehrsdepartement Uvek Vorlagen künftig gemeinsam ausarbeiten. So würde der Politisierung des Netzausbaus entgegengewirkt. «Der politische Prozess würde nicht schon mit einem weichgespülten Kompromiss beginnen», sagte Finger im am Donnerstag veröffentlichten Interview.
Denn Engpässe lägen meisten bei den Bahnhöfen und Kreuzungen. «Für die Politiker ist das oft zu wenig spektakulär», so Finger. Um den Machtgewinn der SBB auszugleichen, müsste zudem die Aufsichtsbehörde Railcom zu einem richtigen Regulator mit den nötigen Kompetenzen aufgewertet werden. «Die SBB erhielten keinen Blankocheck. Den Rahmen und die Ziele würde weiterhin die Politik festlegen.»
Reformbedarf macht der Experte auch im Uvek selbst aus: Es brauche ein Bundesamt für Personenmobilität und eines für Güterverkehr, und nicht ein Bundesamt für Verkehr (BAV) und ein Bundesamt für Strassen (Astra). Ziel müsse sein, dass alle Landesbewohnenden rund um die Uhr Zugang zu Mobilität hätten, ohne ein Auto besitzen zu müssen. «Statt die Schiene gegen die Strasse auszuspielen, sollte man einen optimalen Mix der Verkehrsträger anstreben.»
Für Finger ist das Thema dringlich: «Uns läuft die Zeit davon.» Denn die Schweiz sei bereits ein 10-Millionen-Land, wenn die Grenzregionen einbezogen würden. «Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur stösst bereits an Grenzen. Mehr Autobahnspuren und grössere Eisenbahnprojekte sind kaum mehr realisierbar, ausser vielleicht unter dem Boden.»
(SDA)