Verkehr
Steuerung der Pendlerströme für die Grossstädte eine Grossaufgabe

Je grösser eine Stadt, desto mehr Arbeitsplätze bietet diese und mehr Pendler kommen. Besonders stark wirkt dieser Sog auf Grossstädte. Dreimal mehr Pendler kommen nach Zürich, Genf oder Basel als täglich wegpendeln.
Publiziert: 10.04.2017 um 17:32 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 07:25 Uhr
Zürich, Stampfenbachstrasse, an einem Mittwochmorgen gegen 10.45 Uhr. Gegen 9 Uhr ist der Berufsverkehr in die Stadt hinein vorbei, gegen 16 Uhr stauen sich die Autos der Berufspendler, die die Stadt verlassen wollten, wieder. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/WALTER BIERI

So pendelten gemäss der Statistik der Schweizer Städte 2017 zwischen 2012 und 2014 im Schnitt an Werktagen 166'075 Menschen zur Arbeit in der Grossagglomeration Zürich, aber nur 72'326 verliessen diese. In der Agglomeration selbst waren zugleich nochmals 535'284 Zürcherinnen und Zürcher auf dem Weg zur Arbeit.

In den grossen Städten mit mehr als 100'000 Bewohnern war nur noch ein Viertel der Pendler mit dem Auto unterwegs, im Schnitt benutzen 53 Prozent der Bevölkerung in den grossen Schweizer Städten die öffentlichen Verkehrsmittel (ÖV) auf dem Weg zur Arbeit.

In der Stadt Zürich liegt gemäss Mitteilung von Schweizer Städteverband und Bundesamt für Statistik (BFS) vom Montag dieser Wert mit 65 Prozent aller Pendler am höchsten. Danach folgen die Städte Bern (55 Prozent), Thalwil (53 Prozent), Basel und Lausanne mit je 52 Prozent.

Gerechnet auf die ganze Schweiz pendeln aber mit 54 Prozent noch immer über die Hälfte der Pendlerinnen und Pendler im Auto zum Arbeitsplatz. 30 Prozent der Pendler benutzen den ÖV.

2015 waren 3,9 Millionen Personen Arbeitspendler; dies sind 90 Prozent aller Erwerbstätigen, wie es beim BFS auf Anfrage hiess. Unter die Kategorie der Arbeitspendler fallen alle über 15-Jährigen mit einem fixen Arbeitsplatz ausserhalb ihres Wohnhauses - schon eine Stunde pro Woche reicht.

Ausgenommen sind somit jene, die unter dem gleichen Dach leben und arbeiten sowie jene, die von ihrem fahrbaren Untersatz aus arbeiten wie selbständige Chauffeure oder Vertreter.

Weil der ÖV in den Städten ausgebaut wurde, sei es «zumindest in den Grossstädten auch zu einem Rückgang des Motorisierungsgrades» gekommen, heisst es in der Mitteilung. Konkret: In den Städten besitzen immer weniger Personen ein Auto.

Das BFS verzeichnete innerhalb von acht Jahren beim Motorisierungsgrad einen Rückgang um 16 Prozent auf noch 0,36 Personenwagen im Jahr 2015. 2007 hatte der Motorisierungsgrad noch 0,43 Wagen pro Einwohner in den Grossstädten betragen.

Dagegen kauften sich in kleineren Städten mehr Menschen ein Auto. Dort stieg der Motorisierungsgrad im gleichen Zeitraum. Den grössten Anstieg verzeichneten die mittelgrossen Städte mit 50'000 bis 100'000 Einwohnern.

In den mittelgrossen Städten stieg der Motorisierungsgrad seit 2007 um 0,05 auf 0,48 Personenwagen pro Einwohner. Doch auch in den Kleinstädten und Dörfern besitzen heute mehr Menschen ein Auto als noch vor einigen Jahren. Zudem stiegen die Einwohnerzahlen an. Unter dem Strich bedeutet dies: mehr Autos, mehr Verkehr, mehr Staus.

Die Spitzenplätze der nationalen Autodichte belegen allesamt Ortschaften in der Deutschschweiz. Am meisten Personenwagen pro Einwohner finden sich in Cham ZG (0,77), Urdorf ZH (0,76), Freienbach SZ (0,75) und Schlieren ZH (0,73).

Am ehesten ein Auto teilen sich Baslerinnen und Basler oder Zürcherinnen und Zürcher. Sie befinden sich auf der Rangliste bei den Personenwagen pro Einwohner am unteren Ende. In Basel sind es 0,33 Autos pro Person, in Zürich 0,35 und in Lausanne und Genf je 0,37. Dem Schweizer Durchschnitt von 0,53 Autos pro Person am nächsten kommen die Bewohnerinnen und Bewohner von Baden und Arosa.

Gemäss Definition des BFS hat die Schweiz 49 Agglomerationen. Mit 1,28 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist Zürich die grösste. Zürichs Agglomerationsgürtel dehnt sich bis zu 35 Kilometer vom Stadtzentrum aus und schliesst Gemeinden wie Spreitenbach (AG) oder die Schwyzer Steueroase am Zürichsee, Freienbach, ein.

Die kleinste Agglomeration ist Martigny. Die Agglomeration der Unterwalliser Gemeinde am Rhoneknie hat gemäss Städtejahrbuch 2017 gut 20'000 Bewohner. Zwischen 2012 und 2014 fuhren durchschnittlich 6025 sogenannte Zupendler täglich in die Agglomeration Martigny, 4065 Pendler fuhren jeweils aus der Agglomeration fort. Aus Martigny selbst waren jeweils weitere 4670 Pendler unterwegs.

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