Verkehr
Ständerat gegen Liberalisierung des Fernbusverkehrs

Der Ständerat will den Fernbusverkehr in der Schweiz nicht vollständig liberalisieren. Er hat am Montag eine Motion aus dem Nationalrat oppositionslos abgelehnt.
Publiziert: 11.12.2017 um 16:49 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 23:56 Uhr
Passagiere warten in Zürich auf ihren Fernbus. Künftig könnte es mehr Angebote geben. Vollständig liberalisiert wird der Fernbusverkehr aber nicht. Der Ständerat hat das abgelehnt. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/ENNIO LEANZA

Der Vorstoss ist damit erledigt. Motionär Philippe Nantermod (FDP/VS) hatte im Nationalrat argumentiert, Fernbusse kämen gut an und seien effizient. Konkurrenz würde die Innovation im öffentlichen Verkehr fördern.

Im Ständerat sahen das die Rednerinnen und Redner anders: Eine vollständige Liberalisierung würde das aktuelle funktionierende System gefährden, lautete der Tenor. Unterschiedlich sind die Meinungen zur heutigen Regelung, die Fernbus-Angebote unter bestimmten Bedingungen zulässt. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) prüft derzeit Konzessionsgesuche.

Als das Gesetz geschaffen worden sei, habe niemand Fernbusse im Blick gehabt, sagte Paul Rechsteiner (SP/SG). Es brauche daher einen politischen Entscheid, nicht bloss einen Verwaltungsentscheid. Auf Linien mit öffentlichen Angeboten Konkurrenz zu schaffen, sei fragwürdig. Denn manche Strecken seien rentabel, andere nicht.

Auch Stefan Engler (CVP/GR), Verwaltungsratspräsident der Rhätischen Bahn, wies darauf hin, dass im öffentlichen Verkehr mit rentablen Strecken weniger rentable querfinanziert würden. Heute gebe es deshalb Bedingungen für eine Konzession. So dürften von der öffentlichen Hand mitfinanzierte Angebote «nicht wesentlich konkurrenziert» werden. Er sei gespannt, wie das Bundesamt für Verkehr diesen Begriff auslegen werde, sagte Engler.

Sympathien für die Motion äusserte Andrea Caroni (FDP/AR), auch wenn ihm der Vorstoss ebenfalls zu weit ging. Innovation zu bremsen, weil sie Konkurrenz zur «gedopten» SBB darstelle, sei problematisch, sagte er. Er wünsche sich, dass man die Bundesbahnen mittelfristig etwas vom «Doping» entwöhne, damit sie sich dem Wettbewerb stellen könne.

Verkehrsministerin Doris Leuthard stellte fest, aus Sicht der Konsumenten seien verschiedene Angebote grundsätzlich wünschenswert. Wichtig sei aber, dass alle gleich lange Spiesse hätten. Dass es eine Konzession für die einzelnen Linien brauche, sei berechtigt.

Die heutige Regelung gewährleiste, dass die Transportpflicht, die Fahrplanpflicht und die Sicherheit gewährleistet seien, gab Leuthard zu bedenken. Deshalb sei die Motion abzulehnen. Erfülle ein Anbieter alle Bedingungen, seien Fernbusse aber eine willkommene Ergänzung. Wie der Begriff der wesentlichen Konkurrenzierung auszulegen sei, werde nun geprüft.

Das Bundesamt für Verkehr will im ersten Quartal des nächsten Jahres über das Konzessionsgesuch des Anbieters Domo Reisen entscheiden. Domo reichte Konzessionsgesuche für die Linien St. Gallen - Zürich - Genf Flughafen, Zürich Flughafen - Basel - Lugano sowie Chur - Zürich - Sitten ein. Die Busse mit je 59 Zweitklassplätzen und zehn Erstklassplätzen sollen je ein bis zwei Mal pro Tag in beiden Richtungen verkehren.

Am Wochenende machte der «SonntagsBlick» bekannt, dass auch Eurobus ein Konzessionsgesuch eingereicht hat. Eurobus bestätigte, dass es sich um sieben Linien handelt: Unter anderem sind täglich zwei bis vier Verbindungen von Zürich nach Grindelwald BE und Davos GR geplant. Täglich bis zu sechs Mal will Eurobus von Bern nach Montreux VD fahren. Ebenfalls vorgesehen sind Verbindungen nach Basel, Genf und ins Tessin.

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