Die Schweiz ist ein Kokain-Hotspot. Gemäss Sucht Schweiz ist Kokain nach Cannabis die am zweithäufigsten konsumierte illegale Droge in der Schweiz. Und im Ranking der Städte mit den meisten Koks-Rückständen im Abwasser belegt die Schweiz immer wieder unrühmliche Spitzenplätze.
Suchtmediziner Philip Bruggmann sagt gegenüber Blick: «Wir haben seit längerem einen Trend in Richtung Kokain, es wird überall konsumiert.» Der Grund: seine aufputschende Wirkung. «In der ersten Phase bewirkt Kokain anregend und euphorisierend. Die Leistungsfähigkeit und das Selbstbewusstsein werden gesteigert. Es kommt zur Enthemmung», so der Experte. Doch er warnt: «In einer zweiten Phase können Angst, Anspannung oder sogar Wahnvorstellungen folgen.»
Die Verharmlosung
Mögliche Folgen werden oft verharmlost, findet Bruggmann. «Viele denken, dass die Gefahren sie nicht betreffen. Die Aufklärung scheint viele nicht zu erreichen.»
Der Suchtexperte spricht den gesundheitlichen Aspekt an: «Der Konsum von Kokain kann lebensgefährliche Folgen haben. So kann er zu Verengungen der Gefässe, Herz-Rhythmus-Störungen und Herzinfarkten führen.» Auch die verwendeten Streckmittel seien gefährlich: «Das häufig beigemengte Entwurmungsmittel aus der Tiermedizin Levamisol kann zu schweren Nierenschäden führen.»
Hohes Sucht-Potenzial
Neben der Gesundheit kann der Kokainkonsum weitere tiefgreifendere Folgen haben, so Bruggmann: «Wer die Kontrolle über den Konsum verliert, kann in einen Strudel geraten: Plötzlich leidet die Leistungsfähigkeit, man verliert den Job, gefolgt von finanziellen Schwierigkeiten und Schulden. Beziehungen gehen auseinander.»
Zwar werde nicht jeder süchtig, der Kokain konsumiere. Doch das Sucht-Potenzial steige bei psychischen Erkrankungen oder bei Suchterkrankungen in der Familie. Dazu kommt: «Der positiv erlebte Kokain-Effekt ist kurz, die nachlassende Wirkung unangenehm. Dadurch kann das Verlangen nach mehr steigen.»
Hilfe holen
Laut Bruggmann gelingt ein Entzug eher, wenn man eine gewisse Eigenmotivation mitbringt. «Vielleicht merkt man, dass man in einen neuen Lebensabschnitt kommt und will sich ändern.»
Ein Entzug verlaufe selten gradlinig, Rückschläge gehören dazu, so Bruggmann. «Wichtig ist, dass man dann nicht aufgibt, sondern sich aufrappelt und weitermacht. Auch sollte einem bewusst sein: Da draussen gibt es Hilfe und die kann ich mir jederzeit holen.»