Der IZRS sei «erstaunt» über das laufende Verfahren der Bundesbehörden, sagte Generalsekretärin Ferah Ulucay. Mit Chernis Film habe man das Ziel verfolgt, Kritiker des Islamischen Staats (IS) zu Wort kommen zu lassen. Das sei ein wertvoller Beitrag in der Debatte um den IS.
Am Samstag war bekannt geworden, dass die Bundesanwaltschaft ein Strafverfahren gegen Cherni eröffnet hat. Sie wirft ihm vor, seine Reise in umkämpfte syrische Gebiete in einem Video propagandistisch dargestellt zu haben.
Der Mann habe sich nicht explizit von den Al-Kaida-Aktivitäten in Syrien distanziert, schrieb die Bundesanwaltschaft. Insbesondere habe er einen Dschihadistenführer interviewt. Das Strafverfahren läuft wegen des Verdachts des Verstosses gegen das Bundesgesetz über das Verbot der Gruppierungen Al-Kaida und Islamischer Staat (IS) sowie verwandter Organisaonen.
Naim Cherni war im Oktober nach Syrien gereist. Dabei entstand ein FIlm, den der Islamische Zentralrat Anfang Dezember in Winterthur vorführte. Das 38-minütige Interview mit dem Dschihadistenführer Abdallah al-Muhaysini, den er mit «sehr geehrter Scheich» anspricht, ist Teil des Films.
Naim Cherni selber betonte am Montag vor den Medien, er sei sich «absolut keiner Schuld bewusst». Nicht zum ersten Mal sei er nach Syrien gereist, um die Lage vor Ort zu dokumentieren. Diesmal habe er aufzeigen wollen, weshalb die Rebellen aus innerislamischer Perspektive und tiefer islamischer Überzeugung gegen den IS kämpften.
Das Interview sei spontan zustande gekommen. Dass er es geführt habe, bedeute nicht, dass er sämtliche Ansichten der befragten Person teile.
Sein Film sei in diesem Sinn ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen den IS, betonte Cherni. Die Reaktion der Bundesanwaltschaft empfinde er daher als «Stich in den Rücken». Die Argumentation sei «ziemlich schwach und politisch motiviert». Er erwarte, dass das Verfahren rasch versanden werde.
Generalsekretärin Ulucay betonte, Vorstandsmitglieder des Islamischen Zentralrats hätten sich in der Vergangenheit immer wieder von Terror und Gewalt distanziert. Im Film sei keine Distanzierung von Al Kaida möglich gewesen, weil die Organisation im Film gar nicht erwähnt werde. (SDA)