Der St. Galler SVP-Kantonsrat Marcel Dietsche (39) hat am Mittwoch überraschend seinen Rücktritt bekannt gegeben. Der Grund: Arbeitskolleginnen bezichtigen ihn der sexuellen Belästigung. Es wurde eine Strafanzeige eingereicht.
Dietsche arbeitete bislang bei der Kantonspolizei St. Gallen als Postenchef in Rorschach und reichte dort ebenfalls seinen Rücktritt ein.
«Sowas hätte ich nie von ihm erwartet»
In einer Mitteilung heisst es: «Da sich alleine schon die Eröffnung einer Strafuntersuchung nicht mit seiner beruflichen und politischen Tätigkeit vereinbaren lässt, hat sich der gesundheitlich angeschlagene Kantonsrat entschieden, per sofort von all seinen öffentlichen Ämtern zurückzutreten.»
Mutmasslich übergriffig wurde Dietsche in seinem Beruf als Polizist. Im Kantonsrat ist es offenbar nie zu einem Vorfall gekommen: «Das überrascht mich enorm. So etwas hätte ich von ihm nie erwartet», sagt die Vizepräsidentin der St. Galler SVP, Nationalrätin Barbara Keller-Inhelder (50). Es gebe andere Personen, bei denen sie weniger erstaunt wäre, «aber bei Marcel Dietsche hatte ich nie auch nur ansatzweise den Eindruck für ein solches Verhalten».
Zweiter Rücktritt im Kantonsrat
Im Kantonsrat, in dem die beiden lange zusammen politisierten, sei ihres Wissens nie etwa in dieser Art vorgefallen, sagt Keller-Inhelder. Auch der St. Galler SVP-Präsident Walter Gartmann, Sitznachbar von Dietsche, hätte nie mit einem solchen Verhalten gerechnet. «Nach CVP-Mann Michael Hugentobler ist es nun der zweite Kantonsrat, der innert kürzester Zeit zurücktritt. Das ist nicht gut für unseren Kanton.» Auch bei der politischen Konkurrenz weiss niemand etwas von einem möglichen Fehlverhalten Dietsches auch im im Kantonsrat.
Die Staatsanwaltschaft bestätigte den Eingang einer Strafanzeige. Es gehe um den Vorwurf der sexuellen Belästigung von Arbeitskolleginnen, heisst es auf Anfrage. «Wir stehen am Anfang der Ermittlungen», sagt Staatsanwaltssprecherin Beatrice Giger zu BLICK.
Kündigung nach Aussprache
Auch die Kantonspolizei St. Gallen bestätigt Kenntnis von den Vorwürfen: «Als wir von dem allfällig unkorrekten Verhalten von Marcel Dietsche erfahren haben, beauftragte die Polizeiführung eine externe Anwältin zur Klärung, ob es sich um personalrechtliche oder strafrechtliche Konsequenzen handelt», sagt der St. Galler Polizeisprecher Hans-Peter Krüsi zu BLICK.
Als Dietsche in einem Gespräch über das weitere Vorgehen im Fall orientiert wurde, reagierte er mit seiner Kündigung und wurde freigestellt. Der SVP-Kantonsrat ist somit nicht länger für die Kantonspolizei St. Gallen tätig.
Ob gegen Dietsche ermittelt wird, ist noch unklar. Die Staatsanwaltschaft muss das Ermächtigungsverfahren abwarten. Das ist ein besonderer Schutz für Staatsangestellte mit Beamtenstatus, um sie vor «unbegründeten, insbesondere mutwilligen Strafuntersuchungen zu schützen», wie das Bundesgericht schreibt.
Es gilt die Unschuldsvermutung. Weder Dietsche, noch sein Kommunikations-Beauftragter waren für eine Stellungnahme erreichbar.
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