Vegan, laktosefrei und kalorienarm
Kinderärzte warnen vor Diäten-Hype

Diäten-Wahnsinn in Schweizer Kinderzimmern: Immer mehr Eltern ernähren ihre Kinder zum Beispiel vegan oder kalorienreduziert. Mit schlimmen Folgen.
Publiziert: 15.01.2017 um 00:10 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 17:45 Uhr
Immer mehr Eltern setzen ihre Kinder auf Diät. Die Folge: Mangelernährung.
Foto: Keystone

Der Diäten-Hype hat die Schweizer Kinderzimmer erreicht. Immer häufiger wenden Eltern bei ihrem Nachwuchs spezielle Ernährungsmethoden an. Wie vegane Ernährung, kalorienreduzierte Menüs, gluten- und laktosefreie Lebensmittel: Vielen ist nicht bewusst, dass sie den Kindern damit häufig schaden.

Notfallmässig wurde ein kleines Mädchen, neun Monate alt, ins Universitäts-Kinderspital beider Basel eingeliefert. Es litt an einem schweren Infekt, wie die SonntagsZeitung berichtet. Die behandelnden Ärzte stellten eine erschreckende Diagnose: Das Kind war körperlich zurückgeblieben, auch die Entwicklung des Gehirns war verlangsamt.

Abklärungen ergaben: Die Eltern hatten ihre kleine Tochter strikt vegan ernährt. Am Spital Zofingen im Kanton Aargau wurde ein siebenjähriger Bub behandelt, der viel zu dünn war. Zu Hause hielten die Eltern das Essen knapp, aus Angst, ihr Kind werde zu dick.

«Jegliche Extremform von Ernährung kann das Kindswohl gefährden», sagt Raoul Furlano, Leitender Arzt für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung am Universitäts-Kinderspital beider Basel. Diäten ohne medizinischen Hintergrund seien «fahrlässig» und könnten zu Mangelerscheinungen führen.

Zu den Risiken einer einseitigen Ernährung gehören körperliche und geistige Entwicklungsstörungen. Mangelerscheinungen bei Kindern, bedingt durch eine Krankheit, gab es zwar schon früher. «Neu aber haben jene Fälle zugenommen, die auf selbst gewählte Diäten zurückzuführen sind», sagt Furlano. «Laut Studien leiden 10 bis 15 Prozent der hospitalisierten Kinder an Mangelernährung oder sie haben dafür ein erhöhtes Risiko.» Längst nicht alle Fälle werden entdeckt, sagt Furlano. «Die Dunkelziffer ist hoch.»

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