Im beschaulichen Winterthurer Stadtquartier Wülflingen ist der Schock auch einen Tag danach noch gross. Am Mittwochabend flüchtete ein Schweizer mit dem Auto vor der Polizei in eine enge Wohnstrasse, übergoss sich mit Brandbeschleuniger und zündete sich an!
Begonnen hat die Amokfahrt an der Scheideggstrasse. Der Mann steigt vor der Pizzeria Gianni in einen schwarzen VW-T6-Bus. Kaum ist er im Auto, will ihn ein Polizist kontrollieren. «Er schloss sich ein und startete den Motor», sagt ein Augenzeuge zu BLICK. Er legt den Rückwärtsgang ein und rast los. Ein Polizist schiesst. Beim Wegfahren vom Parkplatz rammt der Rowdy seitlich einen kleinen Toyota.
Der Konvoi rast von der Scheideggstrasse zuerst über die Museumsstrasse in falscher Richtung, überquert den Bahnhofplatz und fährt in die Wülflingerstrasse. Dann bremst der flüchtende Schweizer ab und zieht eine lange Bremsspur. Er fährt viel zu schnell in die Weststrasse, eine enge Wohnstrasse. In der folgenden 90-Grad-Kurve rammt der Mann eine Steinmauer und flüchtet von hier zu Fuss.
Flucht durch die Hintergärten
Laut Augenzeugen überquert der Mann als Nächstes die Bahnlinie und rennt durch die Hintergärten der Einfamilienhäuser. Dann versucht er in Häuser einzudringen. «Er polterte gegen meine Balkontür und schmiss unsere schöne Vase um», sagt eine betroffene Anwohnerin.
Gleich hinter ihm rennen Polizisten durch den Garten. Ein Haus weiter verlässt er die Gärten durch eine Tür in der Mauer. Direkt dahinter zündet er sich an.
Drei Kinder schauten zu
Auf der anderen Strassenseite auf der Winzerstrasse stehen drei Kinder. Sie spielen mit ihren Kickboards auf dem etwas erhöhten Trottoir. Sie werden von der Sirene des Polizeifahrzeuges auf der Rückseite des Hauses angezogen. «Sie wollten sehen, was los ist», sagt die Mutter des einen Kindes.
«Dann war der Teufel los. Der Mann zündete sich an, und aus allen Gärten kamen Polizisten», erinnert sich die Frau. «Ich war in Panik, denn mein Kind war plötzlich nicht mehr da.»
Kinder sind traumatisiert
Schliesslich kommt das Mädchen zurück. «Meine Tochter war traumatisiert. Sie hatte gesehen, wie der Mann brannte», sagt die Mutter. «Sie hat heute Nacht fast nicht geschlafen. Ich habe sie trotzdem in die Schule geschickt, so hat sie etwas Ablenkung.»
Zwei Polizisten können den brennenden Mann schliesslich löschen. Dabei holen sie sich auch Brandverletzungen und müssen ins Spital. Mittlerweile hat sie der Arzt wieder entlassen. «Es geht ihnen den Umständen entsprechend gut», sagt Polizeisprecher Michael Wirz. Wie es dem Mann geht und warum er vor der Polizei flüchtete, ist noch unklar. Er wird im Spital unter Bewachung behandelt.