«Es werden neue Modelle aufkommen, wie etwa die dezentralisierte Stromproduktion oder das proaktive Management der Nachfrage mit Hilfe von Datenbanken», sagte Benoît Revaz in einem Interview, das die Zeitung «Le Temps» heute publizierte. Er betonte, er stehe der Nuklearenergie neutral gegenüber.
«System wieder ins Gleichgewicht bringen»
Für seine Vorhersage führte der BFE-Direktor unter anderen die Stromspeicherung und die Hausautomatisierung ins Feld. Beide würden künftig vermeiden, dass es auf den Stromnetzen zu Hauptverbrauchszeiten kommt. «Wir müssen das ganze System wieder ins Gleichgewicht bringen», sagte Revaz. Mit der Digitalisierung würden neue Arten der Produktion und des Konsums ermöglicht werden.
Weiter werde der Konsument vermehrt Entscheide treffen müssen, etwa, ob er gleichzeitig Stromproduzent sein wolle und wie er allenfalls diese Energie zu verbrauchen oder kommerzialisieren gedenke. Revaz verweist auf eine Tauschplattform, die private Produzenten in Basel lanciert haben. «Das ist ein erster Schritt, der nächste wäre die Möglichkeit, direkt Kilowattstunden unter Privaten auszutauschen.»
Neue Studie zur Revision der Wasserzinsen
Angesprochen auf die Wasserkraft sagte Revaz, in der Branche hätten längst nicht alle Akteure mit tiefen Strompreisen zu kämpfen. «Wir hören in der Schweiz oft, dass Produzenten wie Axpo oder Alpiq leiden. Die anderen aber, die bestens zurecht kommen mit ihren gebundenen Kunden, welche die Hälfte der produzierten Wasserkraft konsumieren, verhalten sich sehr diskret.»
Der BFE-Direktor betonte zudem, dass eine Studie zur Revision der Wasserzinsen unterwegs sei. Das Projekt sehe die Einführung eines variablen marktgebundenen Teils bei einem nicht reduzierbaren Fixteil vor. Wasserzinsen sind das Entgelt, das die Betreiber von Wasserkraftwerken den Gemeinden für die Nutzung des Wassers zur Stromerzeugung zahlen. Jährlich nehmen Berggemeinden aktuell rund 500 Millionen Franken durch Wasserzinsen ein. (SDA/gru)