US-Internet-Gigant schädigt Schweizer Kaffeeröster
Alptraum Amazon

Fox Hardegger verkauft in seiner Kleinst-Rösterei in Horgen ZH Bio-Kaffee. Diesen wollte er auch über Amazon vertreiben. Doch da ist er in die Falle getappt. Schaden für ihn: Über 10'000 Franken.
Publiziert: 30.06.2018 um 16:59 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2018 um 18:12 Uhr
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Enttäuscht: Fox Hardegger (48) in seiner Kaffeerösterei in Horgen ZH.
Foto: Claudio Meier
Flavio Razzino

Es fing alles so gut an. Seit Dezember 2017 röstet Fox Hardegger (48) in den Seehallen in Horgen ZH Bio-Kaffee. Diesen verkauft er in der eigenen Kaffeebar vor Ort. Sein Versprechen: Frischer bekommt man Kaffee nirgends!

Hardegger will mehr – und das exklusive Produkt auch auf Amazon anbieten. Dort rennt er offene Türen ein, bekommt einen persönlichen Kundenberater zugeteilt. «Alles sehr zuvorkommend und kundenorientiert», sagt Hardegger.

Er liefert darum noch im Dezember 250 Kilo Horger Kaffee an Amazon zur Einlagerung nach Deutschland. Der Onlinehändler verspricht gegen Gebühr einen unkomplizierten Warenversand.

Kaffee erscheint nicht online

Bloss: Mit der Kundenfreundlichkeit ist es nach Eintreffen der Ware plötzlich vorbei. Der Onlinehändler stellt den Kaffee nämlich partout nicht online. «Der Ärger begann im Januar. Mein frisch gerösteter Kaffee lag da schon ein paar Wochen bei Amazon, ich hatte aber noch kein Kilo verkaufen können», so Hardegger.

Sein Kundenberater ist plötzlich unauffindbar. «Sie sagten mir, ich solle mich übers Kontaktformular melden», sagt Hardegger. Dort kommen aber nur standardisierte Antwort-Mails zurück.

Nach wochenlanger Funkstille kommt dann doch noch die Begründung, warum sein Kaffee nicht online gestellt wird: Die Bio-Zertifizierung sei ungültig.

«Unmöglich», sagt Hardegger. Denn sein Kaffee trägt das weltweit gültige Zertifikat der Bio Inspecta. Doch auch auf diesen Einwand reagiert Amazon nicht – fordert stattdessen neue Unterlagen an. «Solche, die ich schon im Dezember vor dem Warentransport geschickt hatte», so Hardegger.

Rechnung und Wünsche ignoriert

Erst im Juni bewegt sich was beim Onlinehändler. Dies, weil Hardegger Amazon die 250 Kilo Kaffee nun in Rechnung stellt. Verkaufen könne man ihn jetzt nämlich nicht mehr.

Grund: «Der Kaffee liegt jetzt schon sieben Monate in diesem Lagerhaus – wenn der nun verkauft wird, wäre das für meine Marke geschäftsschädigend.» Seinen Kaffee sollte man spätestens sechs Monate nach der Röstung konsumiert haben.

Amazon ignoriert aber auch dieses Schreiben. «Es freut mich, Ihnen mitteilen zu können, dass alle Artikel, die noch Bestand haben, auf der Plattform Amazon Deutschland zum Verkauf angeboten werden», schreibt eine Kundenberaterin stattdessen als Antwort. Und: «Zu Verkaufsförderungszwecken» wird der Preis gleich auch noch halbiert. Hardegger ist der Verzweiflung nahe, will das alles gar nicht.

Kunden sind wütend – auf Hardegger

Damit nicht genug: Denn schon kommen erste Kundenreklamationen. Amazon hat Mühe mit der Lieferung, obwohl sie den Kaffee an Lager haben. Die Wut der Kunden bekommt aber Hardeggers Firma ab.

Einer schreibt ihm Mitte Juni: «Bestellte Ware konnte nicht geliefert werden, daher warte ich immer noch (bereits vier Wochen!!!!!) auf Rückerstattung von € 29,70 auf mein Kreditkartenkonto!!!! BITTE UM RÜCKANTWORT.»

«Das totale Fiasko!», so Hardeggers Bilanz seines Amazon-Abenteuers. Ihm droht nun ein Verlust von über 10'000 Franken.

BLICK konfrontiert Amazon mit Hardeggers Vorwürfen. «Zu Einzelfällen nehmen wir grundsätzlich keine Stellung», sagt Amazon-Pressesprecher Christian Blum. Mehr nicht.

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