Ylenias Kidnapper beginnt seine Verbrecherlaufbahn bereits 1961 als 20-Jähriger. Schon damals will er ein Kind entführen. Motiv: Geld. Er hat keines mehr, um seinen roten MG zu reparieren. Den hat er von seiner Mutter – weil sie ihrem Sohn «einen Herzenswunsch» erfüllen wollte.
Der arbeitsscheue Von Aesch plant eine Erpressung – fast ein Jahr lang. Sein Opfer sucht er im regionalen Telefonbuch: einen reichen Kohlehändler aus Küsnacht ZH. Von Aesch spioniert die Familie aus – getarnt als Versicherungsvertreter.
Er hatte viel Zeit, mit der er nichts anzufangen wusste, verriet die Mutter damals BLICK.
Sorgfältig verfasst er den Erpresserbrief im Namen der erfundenen «Weltorganisation gegen den internationalen Kommunismus». Mit Handschuhen, damit er keine Fingerabdrücke hinterlässt.
«Jedermann, den wir in unsere Reihen der Gemeinschaft aufnehmen wollen, wird sich fügen müssen» – er werde sonst zum Verräter, schreibt er. 10000 Franken ist der Preis für die Mitgliedschaft.
Den «Verrätern» will Von Aesch «Killer» auf den Hals hetzen. Und: «Verraten Sie uns nicht. Wie sehr lieben Sie doch Ihren kleinen Sohn, und wie schrecklich wäre der Tag, an dem er nicht vom Kindergarten heimkehren würde...» Der kleine Geni ist damals viereinhalb Jahre alt.
Das Geld soll der Kohlehändler beim Landesmuseum Zürich übergeben. Die erpresste Familie schaltet die Polizei ein. Von Aesch erscheint selbst beim Treffpunkt. Die Polizei fotografiert ihn – während er seinem Opfer eine Quittung für das Geld ausstellt. Dann flieht er mit dem Umschlag. Die Polizisten verlieren ihn im Mittagsverkehr. Erst jetzt merkt Von Aesch, dass er dem Kohlehändler auf den Leim gekrochen ist – im Umschlag sind nur Papierschnitzel.
Später erklärt Von Aesch, er sei «beleidigt gewesen», dass der Vater seinen Brief nicht ernst genommen habe.
Von Aeschs Foto erscheint in der Presse. «Wer kennt ihn?», lautet die Schlagzeile. Es meldet sich ausgerechnet seine Mutter. Ihr Sohn sollte nicht weiter auf die schiefe Bahn geraten.
Von Aesch kommt vor Gericht. Für die Richter hat er nur ein Achselzucken übrig. Er wisse selbst nicht, warum er die Tat begangen hat. «Heute kommt es mir idiotisch vor», sagt er.
Von Aesch geht für 15 Monate in den Knast. Im psychiatrischen Gutachten heisst es, er sei ein «mangelhaft entwickelter, infantiler Psychopath».
Ist die chaotische Kindheit für seine psychische Störung verantwortlich? Von Aeschs Eltern lassen sich scheiden, als er erst zwei Jahre alt ist. Der Papa hat ein Dienstmädchen geschwängert – heiratet sie kurz darauf.
Von Aesch kommt zur Mutter. Diese schiebt ihn aber an ihren Bruder ab. Urs Hans wächst bei ihm in Zürich auf. Später zieht die Mutter ebenfalls nach Zürich. Zu ihrem Vater, einem Methodistenprediger. Von da an lebt Urs Hans gemeinsam mit seinen Grosseltern, der Mutter, Tante und Onkel im gleichen Haus.
Alle beteiligen sich an seiner Erziehung, weil die Mutter tagsüber arbeitet.
Von Aesch lässt das Studium sausen – hofft auf das schnelle Geld.
Da ist ihm sogar eine Kindsentführung recht.