Der Ort ihres letzten Auftritts war dann doch überraschend: Erika Bertschinger-Eicke (†90), besser bekannt als Uriella, Sektenführerin und selbst ernanntes Sprachrohr Gottes, wurde am Freitag in der katholischen Kirche Maria Magdalena verabschiedet. Die Trauerfeier ihrer Jünger von der Sekte Fiat Lux fand im deutschen Unteribach statt, wo Uriella auch bestattet wurde.
Eine Sekten-Feier, ausgerechnet in der Kirche – war Uriella etwa Katholikin? War sie es zeitlebens? Oder erst am Ende ihrer Tage? Ihr Mann Icordo sagt nur: «Kein Kommentar.»
Nur so viel will er verraten: Das Schwarzwald-Dorf habe weder eine Leichenhalle, noch biete es Möglichkeiten, genügend Trauergäste aufzunehmen. Darum habe er sich an den katholischen Pfarrer gewendet, der ihm dann die Kirche zur Verfügung stellte.
Mit einer Bedingung. «Die Auflage lautete, den Altar nicht zu benutzen. Daran hielt ich mich», so Icordo, der in einer Art Priester-Soutane erschien.
Unterstützung im Trauerprozess
Die Kirche sehe sich verpflichtet, Räume zum Trauern bereitzustellen, dies gehöre zum christlichen Menschenbild, teilte die katholische Pfarrgemeinde gegenüber der Regionalzeitung «Südkurier» mit.
Allerdings sei die Kirche an der Trauerfeier nicht beteiligt. Und vor allem: Der Altar war während der Zeremonie tabu. Bis Redaktionsschluss reagierte bei Pfarrei und Kirchgemeinde Ibach niemand auf eine weitergehende Anfrage von SonntagsBlick.
Arnold Landtwing vom Generalvikariat Katholische Kirche im Kanton Zürich hält manche Dinge für unstrittig – unabhängig davon, ob jemand aus der Kirche ausgetreten ist oder eine Sektenführerin war: «Es geht um pastorale Klugheit, um die Würde der verstorbenen Person, die es zu wahren gilt, um die Bedürfnisse der Angehörigen und das Unterstützen des Trauerprozesses.»
Trauerrituale sind wichtig
Landtwing, mehr als 20 Jahre in der Seelsorge tätig, hat häufig erlebt, dass Angehörige ein kirchliches Trauerritual wünschen, obwohl der oder die Verstorbene aus der Kirche ausgetreten war: «Da feierten wir einen Gottesdienst ohne Messe und informieren, dass die verstorbene Person ausgetreten war und die Angehörigen einen Abschied wünschten.» Man einige sich dann auf einen Mindestkonsens, etwa auf ein gemeinsames Vaterunser.
Im Fall von Uriella sei eine solche Abdankung aber aussergewöhnlich, schliesslich, so Landtwing, habe sie eine Sekte angeführt: «Die Gretchenfrage ist, ob sie noch Mitglied der katholischen Kirche war.»
Wurde Uriella exkommuniziert?
Die andere Frage, die der Kleriker ebenfalls nicht beantworten kann: War Uriella zu Lebzeiten aus der Kirche ausgeschlossen worden? «Exkommunikation ist eine kirchliche Strafe, die Personen untersagt, Ämter auszuführen oder Sakramente zu empfangen», sagt Joseph Bonnemain, Kirchenrechtler des Bistums Chur.
Es sei genau definiert, für welche Taten diese Strafe fällig werde. Ob die Gründung und Führung einer Sekte dazu gehöre, müsste ein Experte im Einzelfall prüfen.
Auch dazu, ob Uriella exkommuniziert wurde, hüllt sich ihr Witwer Icordo in Schweigen.