«Mein Auto hat einen Totalschaden»
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Ronco s. Ascona TI:«Mein Auto hat einen Totalschaden»

Unwetter-Alptraum in Ronco s. Ascona TI
«Der Schlamm stürzte wie ein Wasserfall auf mein Auto»

Ein schweres Gewitter lässt am Lago Maggiore die Bäche anschwellen und über die Ufer treten. In Ronco s. Ascona begruben Schlamm- und Steinmassen mehrere geparkte Autos.
Publiziert: 15.07.2021 um 00:37 Uhr
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Am Dienstagmittag schiesst ein Schlammstrom durch dieses Bachbett. Ein Tag später sind noch die Steine zu sehen, die das Wasser zu Tale trug.
Foto: Blick
Myrte Müller

Die Sonne bricht durch die Wolken. Der Bach plätschert wieder, als könne er kein Wässerchen trüben. Doch nur 24 Stunden zuvor sah es in Ronco s. Ascona TI ganz anders aus. «Es goss, blitzte, donnerte und hagelte. Da hörte ich einen riesigen Lärm», erzählt Elisabeth Hugentobler (83). Die ehemalige Keramikerin wohnt direkt an einem kleinen Bach. Normalerweise ist dieser nicht mehr als ein Rinnsal. Doch gegen 14 Uhr wird er zum rauschenden Strom. «Das brackige Wasser schoss die Mauer herunter», erzählt das Grosi. Sie erinnert sich mit Schrecken: «Es schob den Schlamm sogar in meine Küche.»

Der Schlammstrom rauscht durch Dorf

Was Elisabeth Hugentobler zwar hört, aber nicht sieht, ist das Drama gleich nebenan. Schlamm und Steine, so gross wie Fussbälle, stürzen durch den Ort und begraben parkende Autos. Eins davon gehört Michel Poroli (52). Der Brunnenbauer war auf Kontrollgang unterwegs, um die Aquädukte zu prüfen, da erhält den alarmierenden Anruf. «Man sagte mir, mein Auto sei verschüttet», sagt der Tessiner. Sofort macht er sich auf den Weg. «Als ich ankam, sah ich das Desaster. Mein schwarzer Volvo war von Geröll überrollt worden – Totalschaden! Ein Jammer!».

Er habe das Auto erst im Oktober 2020 gekauft. Und es war Modell, dass er lange gesucht hatte. «Doch wirklich wichtig ist, dass keine Menschen zu Schaden kamen», sagt Poroli. Ein Auto könne man sich ja immer wieder kaufen.

Hotelgast schlug Alarm

Auch Pino Donadio (58) muss mitansehen, wie Schlammmassen auf seinen kleinen Fiat prasseln. Das Auto ist an der hohen Stützmauer der Strasse geparkt. «Ich war in der Küche», erzählt der Koch des Albergo Ronco, «als ein Gast Alarm schlug». Er rennt nach draussen und filmt das Unwetter-Drama. «Der Schlamm stürzte auf mein Auto wie ein Wasserfall», sagt Donadio. Im Inneren habe das Wasser 30 Zentimeter hoch gestanden. «So etwas habe ich in meinem Leben noch nie erlebt.»

Überall im Kanton tobte das Unwetter in den vergangenen Tage. Jetzt scheint der Spuk vorbei. Zumindest vorläufig. Erst am Freitag komme es vereinzelt zu neuen Gewittern, so die Wetterstation Locarno Monti.

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