Unterstützung aus der Blauen Moschee
Erdogan-Muezzin hilft Islam-Zentralrat

Von den Minaretten der Istanbuler Grossmoschee ruft Askin Tuncay fünf Mal täglich zum Gebet. Nun ermöglicht er die Schweizer Islamistenkonferenz.
Publiziert: 30.04.2017 um 11:59 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 03:50 Uhr
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Symbolischer Protest: Der Islamische Zentralrat an seiner Medienkonferenz.
Foto: Keystone
Fabian Eberhard

Weil der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) seine Jahreskonferenz nicht im World Trade Center in Zürich abhalten darf, verlegten die radikalen Muslime ihr Treffen kurzerhand nach Istanbul.

Sämtliche Redner und ein Teil der Besucher aus der Schweiz sollen nächstes Wochenende in die Millionenstadt am Bosporus geflogen werden. Eine logistische Leistung, die ohne beste Kontakte in die Türkei kaum möglich ist.

Nun zeigen Recherchen: Der prominente Erdogan-Unterstützer Askin Tuncay, Muezzin der Blauen Moschee in Istanbul, ist dem IZRS behilflich. Er pflegt seit längerem Kontakte zum Islamischen Zentralrat und war an der Zürcher Konferenz als Redner eingeplant.

Ende 2016 empfing Tuncay mehrere IZRS-Vertreter im Gebetsraum seiner Istanbuler Grossmoschee. Mit dabei: Generalsekretärin Ferah Ulucay.

Propagandafilm auf Youtube

Die Muslime aus der Schweiz drehten einen Propagandafilm, den Sie später auf Youtube veröffentlichten. Darin erzählt Tuncay, wie er im letzten Sommer mitgeholfen hat, die Macht des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdogan zu sichern.

Als Teile der Armee den Präsidenten in der Nacht auf den 16. Juli wegputschen wollten, eilte der Muezzin in die Moschee im Zentrum der Stadt. Von den Minaretten herab rief er zum Widerstand und forderte die Bevölkerung auf, sich den Panzern entgegenzustellen.

«Allahu akbar!», Gott ist gross, tönte es aus den Lautsprechern. Der Ruf zum Gebet, obwohl keine Gebetszeit war – es klang wie eine Aufforderung zum heiligen Krieg.

Telefonische Anweisung von Erdogan

«Per Telefon hat uns Erdogan angewiesen, auf die Strasse zu gehen», sagt der Muezzin im Film. Dies hätten sie umgehend getan, «ohne weiter darüber nachzudenken».

IZRS-Sprecher Qaasim Illi will sich nicht zu Helfern in der Türkei äussern. Auf Tuncay angesprochen, sagt er: «Der Muezzin ist kein Eventmanager.»

Dafür kritisiert der Islamische Zentralrat den Rausschmiss aus dem World Trade Center. Präsident Nicolas Blancho betont: «Das Vertrauen in die Umsetzung der Grundrechte in der Schweiz ist ­gebrochen.» Die Verlegung der ­Islamkonferenz nach Istanbul sei nicht als Flucht zu werten, sondern als Zeichen gegen die Schweizer Intoleranz.

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