Im ersten Leben war Zlatan Basic (54) aus Trimbach SO ein erfolgreicher Geschäftsmann, der drei gut gehende Cabarets führte. Der Umsatz von 1,2 Millionen Franken konnte sich sehen lassen. Genau wie seine hübsche Frau und die kleine Tochter.
Im zweiten Leben ist der gebürtige Bosnier, der 1971 in die Schweiz kam, ein angeblicher Vergewaltiger, der aufgrund einer falschen Anschuldigung sieben Jahre lang leiden musste. Krank, mit Hunderttausenden Franken Schulden, allein in einer kleinen Wohnung.
Sein Albtraum beginnt am Abend des 14. Novembers 2005. Die Schweizer Nati qualifiziert sich beim Barrage-Rückspiel in Istanbul für die Fussball-WM 2006 in Deutschland. Das Land jubelt, auch im Cabaret Twins in Olten ist die Stimmung bestens. Teilhaber Basic schmeisst für die Gäste ein paar Runden Schampus: «Nach dem Schlusspfiff entwickelte sich ein ausgelassenes Fest. Alle im Club waren gut drauf.»
Auch die brasilianische Go-go-Tänzerin Artemia (damals 28) feiert mit und macht ihrem Chef schöne Augen. Man tanzt, lacht und landet in der Nacht schliesslich gemeinsam in der Wohnung von Basic: «Meine Frau war nicht da. Ich habe Artemia gebeten, nicht ins Schlafzimmer zu gehen, weil meine ungarische Frau sehr eifersüchtig ist. Sie flippte schon bei fremden Parfumgerüchen oder Haaren aus.»
Vorwurf: mehrfache Vergewaltigung!
Die Brasilianerin legt sich trotzdem aufs Ehebett. Basic erinnert sich: «Sie wollte anfangs Geld von mir. Dann öffnete sie mir die Hose, begann meinen Penis in den Mund zu nehmen.» Viel passiert nicht. Nach einer missglückten Gallen-OP ist Basic impotent.
Die Medikamente liessen seinen Sexualtrieb komplett einschlafen.
Doch laut Artemia kommt es in ebendiesen Minuten zur Vergewaltigung. Noch am Morgen ruft sie die Polizei in die Wohnung. Die findet keine Spuren, die Tänzerin wirkt nach Angaben der Beamten gefasst. Dennoch erfolgt die Anzeige. Basic kommt für einen Tag in Untersuchungshaft. Der schwerwiegende Vorwurf: mehrfache Vergewaltigung!
Sofort spricht sich die vermeintliche Tat im Kanton Solothurn und den Etablissements herum. Basic wird von heute auf morgen geschnitten. Aus Freunden werden Feinde. Er stürzt von 1000 auf null. Seine drei Cabarets gehen zugrunde. Bei einem «Vergewaltiger» will keiner mehr feiern.
«Eine scheussliche Zeit»
Nach wenigen Monaten wendet sich auch seine Frau ab, zieht mit der Tochter aus der Wohnung.
Was folgt, sind sieben lange Höllenjahre in den Mühlen der Justiz. Der Ärger macht ihn krank. Basic wird depressiv. Medikamente und Anwaltskosten fressen die letzten Ersparnisse auf. Total verliert er zwischen 2005 und 2012 mehr als 250'000 Franken. Auch Immobilien und Beteiligungen sind irgendwann weg. Basic verbittert: «Wegen allem und jedem stand ich im Visier. Eine scheussliche Zeit!»
Erst bei der Gerichtsverhandlung im November 2011 zerfällt die Anklage. Die Richter glauben der Tänzerin nicht. «Artemia sagte auch vor Gericht nicht die Wahrheit. Die Folgen schienen ihr egal», so Basic. Nach dem Freispruch geht die Brasilianerin in Berufung, zieht diese jedoch zurück.
Vor wenigen Tagen kam die erlösende Post vom Obergericht: Freispruch vom Vorwurf der mehrfachen Vergewaltigung!
Kämpft Basic jetzt für eine Entschädigung? «Nach all den Jahren fehlt mir die Kraft», meint er. «Ich bin froh, dass ich das alles überlebt habe und den Namen Artemia nie wieder hören muss.»