Katherine R.* (29) wollte ihrem kleinen Stephano († 4) am Donnerstag einen unvergesslichen Geburtstag bereiten. Damit der Bub nichts von den Vorbereitungen in der Zürcher Wohnung mitbekommt, brachte sie ihn zu ihrer Mutter Cecilia (†55) und deren Ehemann Anton P. (†77) nach Spreitenbach AG.
Dort wohnte das Ehepaar seit Jahren. Auch Stephano war schon oft im Hochhaus am Glattlerweg 12 zu Gast. Die Peruanerin Cecilia kümmerte sich gerne um ihren Enkel. Sie konnte mit Kindern gut umgehen, bot nebenbei auch im Internet ihre Dienste als Babysitterin und Tagesmutter an.
«Am Donnerstag ist irgendetwas anders»
Doch am verhängnisvollen Donnerstag ist irgendetwas anders. Katherine erreicht auf einmal Mutter Cecilia und Stiefvater Anton nicht mehr. Anrufe werden nicht angenommen, die Party droht zu platzen. Dennoch macht sich die Peruanerin anfangs keine grösseren Sorgen. Am Abend dann schon. Katherine R. hört weiter nichts von ihrer Mutter und fährt zu später Stunde von Zürich nach Spreitenbach. Sie meldet sich von unterwegs bei den Nachbarn Ramon Tasende (41) und Manuela Hirschi (38).
Das Paar erinnert sich: «Sie schickte uns ein SMS, weil sie dachte, dass unsere Kinder schon schliefen.» Der Nachbar weiter: «Sie fragte, ob ich mal kurz gucken könnte, was da los sei. Sie erreiche seit Stunden niemanden!» doch auch vor der Tür: wieder keine Antwort. Dabei brennt in der Wohnung noch Licht. Mittlerweile ist Katherine P. vor Ort. Der Nachbar klopft nochmals kräftiger an die Tür. Panik steigt auf, zusammen ruft man die Polizei. Die Beamten sind gegen Mitternacht da.
«Es ist nichts zu sehen, nichts zu hören»
Ein Schlüsseldienst bohrt das Guckloch auf. Aber: es ist nichts zu sehen, nichts zu hören. Dann wird die Haustür aufgebrochen. Die Beamten finden laut den Augenzeugen Enkel Stephano und Grosi Cecilia – tot. Unweit davon: Anton P. – auch er leblos. Die Polizei stellt in der Wohnung eine Schusswaffe sicher.
Mutmasslicher Täter war früher Taxifahrer
Als Mutter Katherine das blutige Drama realisiert, bricht sie vor der Wohnungstür zusammen. Ihre Schreie hallen laut durch das Treppenhaus. Wie es zu der Tragödie kommen konnte, ist auch für die übrigen Bewohner des Hochhauses ein grosses Rätsel. Der Schweizer Anton P. war viele Jahre in Zürich als selbständiger Taxichauffeur unterwegs. Erst ein Herzinfarkt machte ihn vor drei Jahren zum Rentner.
Auch woher Anton P. die mutmassliche Tatwaffe hat, ist unklar. Die Nachbarn erinnern sich kaum an ihn. Seine Ehefrau galt als lebensfrohe Person. Zusammen mit ihrem Mann reiste Cecilia auch immer wieder für längere Zeit in ihre Heimat Peru. Das Ehepaar machte dort Ferien, traf Freunde und Familie.Die Kantonspolizei Aargau hat die Ermittlungen aufgenommen. Die Staatsanwaltschaft Baden eröffnete eine Untersuchung.
*Namen der Redaktion bekannt