Waschbären stammen eigentlich aus Nordamerika, doch mittlerweile fühlen sich die pelzigen Kleinbären auch in Europa pudelwohl. In Deutschland sogar zu sehr. Laut dem Deutschen Jagdverband (DJV) wurden letzte Jagdsaison mit rund 128'000 Exemplaren eine Rekord-Anzahl der Tiere erlegt. In der Jagdsaison 1995/96 waren es erst rund 3300. Der Jagdverband muss sich immer mehr ins Zeug legen, um die Waschbären-Population einzudämmen.
Gefährliche Jäger
Denn Waschbären können nicht nur gut schwimmen, sondern auch exzellent klettern und stellen so eine Gefahr für heimische Vogelarten dar. Seit letztem Jahr steht der Waschbär sogar auf der «Liste unerwünschter Spezies».
Wie viele Waschbären tatsächlich durch deutsche Wälder streifen, ist allerdings nicht bekannt. Ansässig wurden die Tiere durch gezielte Aussetzungen oder Ausbrüche aus Pelzfarmen.
Problem in der Schweiz?
Auch in der Schweiz ist der Waschbär für die Jagd freigegeben. Allerdings fallen die Zahlen getöteter Tiere sehr gering aus. Ein Waschbär-Problem wie in Deutschland besteht momentan nicht.
«Wir haben in der Schweiz nur einen kleinen Bestand von Waschbären. Die Situation hat sich seit gut 30 Jahren nicht mehr gross verändert», erklärt Simon Capt vom Centre Suisse de Cartographie de la Faune (CSCF), dem BLICK.
Dennoch hat Capt versucht eine Verbreitungskarte für die Schweiz anzulegen. Sie gibt eine grobe Orientierung, wo sich die Tiere niedergelassen haben.
Der Biologe wünscht sich mehr Informationen über die schlauen Waschbären. Denn wie viele Tiere heute in der Schweiz leben, ist nicht genau bekannt. «Bei einem nur kleinen Bestand, kann es sein, dass die Tiere schnell ihren Lebensraum ändern. Wir wissen da noch zu wenig. Meistens werden die getöteten Waschbären nicht weiteruntersucht.»
Doch könnten gerade erlegte Tiere Aufschluss über Fortpflanzung und Verhältnis von Männchen und Weibchen bieten. Auch wenn es nicht zu keiner so grossen Population wie in Deutschland kommen wird, ist Capt gespannt, ob sich der Waschbär in der Schweiz noch mehr verbreitet.