Was Briefkastenfirmen angeht, sieht es die neue FDP-Präsidentin Petra Gössi wie SVP-Bundesrat Ueli Maurer: Offshore-Deals für Superreiche sind nicht unbedingt eine schlechte Sache. Kürzlich sagte sie zu BLICK: «Im Zusammenhang mit Offshore-Firmen wird derzeit stark moralisiert.» Nicht jeder, der ein solches Unternehmen habe, sei illegal unterwegs.
Ob sie die Praktiken verteidigt, weil ihr Arbeitgeber auch mit Offshore-Firmen verbandelt ist? Wie die «NZZ am Sonntag» publik macht, ist die Beratungsfirma Baryon AG und ihr geschäftsführender Partner Martin Wipfli bei zwei Investmentgesellschaften in Panama als Direktoren aufgeführt.
In der Sendung «Sonntalk» auf TeleZüri hatte die Schwyzer Nationalrätin noch empört reagiert, als der Grünen-Nationalrat Bastien Girod fragte, ob die Baryon AG auch an Briefkastenfirmen beteiligt sei. Nein, ihr Arbeitgeber sei nicht in diesem Geschäft tätig, versicherte die FDP-Präsidentin.
Verbindung zu Panama-Papers-Kanzlei Mossack Fonseca
Gemäss Recherchen der «NZZ am Sonntag» wurde eine der beiden Gesellschaften, die Shirling Enterprise SA, in Panama von der Kanzlei Mossack Fonseca vertreten – die Kanzlei, deren Daten unter dem Titel Panama Papers an die Öffentlichkeit gelangten. Die Firma wurde 2010 liquidiert, der gesamte Erlös ging gemäss Baryon-Geschäftsführer Martin Wipfli an eine gemeinnützige Stiftung.
Bei der zweiten Gesellschaft habe die Baryon AG das Mandat 2009 aufgelöst – dass sie trotzdem im panamaischen Handelsregister geführt ist, sei ein Fehler, so Wipfli. Der Geschäftsführer hält fest, dass die wirtschaftlich Berechtigten beider Unternehmen jederzeit bekannt waren.
Gössi, die ihren Arbeitgeber erst verteidigt hatte, rechtfertigt sich: «Ich arbeite seit dem 1. Januar 2008 bei der Baryon AG und bin dort in der Steuer- und Unternehmensberatung tätig. Über die Arbeit der Vermögensverwaltung habe ich keine Kenntnis.» (rey)