Und das allein in der Schweiz
Abgas-Bschiss kostet VW bis zu 295 Mio Fr!

Der Abgas-Tsunami der Wolfsburger Software-Betrüger rollt auf die Schweiz zu. Die Folgen des Skandals sind noch unabsehbar.
Publiziert: 27.09.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:59 Uhr
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Das Bundesamt für Strassen (Astra) rechnet mit 180'000 Fahrzeugen des VW-Konzerns, die in der Schweiz mit Mogelmotor herumfahren.
Foto: Bildmontage «SonntagsBlick»
Von Ulrich Rotzinger und Martina Wacker

Wo Rauch ist, ist auch Feuer: Zehntausende Schweizerinnen und Schweizer sind nicht mehr sicher, ob ihre Autos bei der Abgaskontrolle die richtigen Werte ausspucken. Das Bundesamt für Strassen (Astra) rechnet mit 180'000 Fahrzeugen des VW-Konzerns, die in der Schweiz mit Mogelmotor herumfahren. Betroffen sind Modelle von Audi, Seat, Skoda und VW aus den Baujahren 2009 bis 2014, bestückt mit Dieselmotoren (Euro 5) der Varianten 1,2-, 1,6- und 2,0-Liter-TDI.

Letzte Woche musste die VW-Zentrale in Wolfsburg (D) zugeben, dass bis zu elf Millionen Fahrzeuge weltweit mit manipulierter Software unterwegs sind: fast drei Millionen in Deutschland, eine halbe Million VW-Diesel in den USA.

Peter Mock (37) brachte den Abgasbetrug der Wolfsburger ans Licht. Der europäische Geschäftsführer der Non-Profit-Organisation International Council on Clean Transportation und sein Team stellten fest, dass gewisse VW-Modelle im Labor sauber schienen, auf der Strasse jedoch jede Menge Dreck ausstiessen. Die Erklärung: VW hatte in Dieselautos manipulierte Software verbaut, um kostengünstig die strengen Abgaskontrollen in den USA auszutricksen.

Am Freitagabend dann sorgte das Astra selbst für internationale Schlagzeilen: Als erstes Land verbietet die Schweiz den Verkauf von betroffenen Modellen des Autobauers VW. Morgen will Astra-Chef Jürg Röthlisberger ins Detail gehen: Was geschieht mit den manipulierten Fahrzeugen? Dürfen abgasgetunte Gebrauchtwagen verkauft werden? 

Der Verkaufsstopp soll lediglich verhindern, dass weitere betroffene Neufahrzeuge für den Verkehr zugelassen werden. Für bereits in Verkehr gesetzte Autos gilt die Verfügung nicht.

Morten Hannesbo (52), Chef des Generalimporteurs Amag, kritisiert die Astra-Verfügung als Schnellschuss. Auch die Garagisten sind genervt: «Die Massnahme des Astra ist gut für eine Schlagzeile, trägt aber leider nicht viel zu einer raschen Lösung der Situation bei», sagt Urs Wernli (64).

Der Präsident des Auto Gewerbe Verbands weiss derzeit nicht, was er den Kunden sagen soll. Die Stimmung unter den Garagisten sei «unangenehm» angespannt. «Die Verunsicherung steigt täglich», sagt Wernli, auch bei den Kunden: «Zum Wochenende hin klingelten die Telefone deutlich häufiger als an normalen Tagen.» Die Besitzer wollen wissen, wie umweltfreundlich ihr Auto ist. «Sie machen sich Sorgen über den Abgas-Ausstoss ihres Dieselfahrzeugs. Niemand will als Umweltsünder dastehen», so Wernli. «Gut vorstellbar» sei, dass es jetzt zu einer Rückruf-Aktion des Herstellers komme.

Nach Auffassung des renommierten Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer (64) müssen betroffene Fahrzeuge zwingend nachgerüstet werden. Die Kosten schätzt er auf bis zu 1500 Euro (umgerechnet 1640 Franken) pro Wagen.

Ausgehend von den potenziell betroffenen 180'000 Fahrzeugen kostet der Abgas-Bschiss VW in der Schweiz 295 Millionen Franken! Weltweit kommen bei dieser Rechnung mehr als 18 Milliarden Franken Kosten zusammen. Der Imageschaden für VW ist darin noch nicht enthalten.

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