Zwischen März 2017 und April 2018 sammelten über 150 Freiwillige an 112 Standorten an Gewässern in der Schweiz Abfall ein. 95'971 Gegenstände kamen zusammen. Plastik war mit 65,4 Prozent das am häufigsten gefundene Material, wie aus dem am Donnerstag publizierten Swiss Litter Report hervorgeht. Besonders oft waren es Plastikfragmente oder kleine Stücke wie Plastikdeckel oder Wattestäbchen.
Plastikmüll ist ein gravierendes Umweltproblem, weil das Material sich nicht abbaut, sondern mit der Zeit lediglich in immer zahlreichere und kleinere Teilchen zerfällt. Tiere können sich in den Plastikabfällen verfangen oder diese mit Nahrung verwechseln. Bereits sind in den Weltmeeren zahlreiche Speisefische mit Mikroplastik verunreinigt.
Oft trafen die Müllsammler auch auf Zigarettenstummel. Dies ist laut der Organisation Stop Plastic Pollution CH (STOPPP), die den Bericht unter Mithilfe des WWF erstellt hat, besonders bedenklich. Denn Zigarettenstummel sind nicht biologisch abbaubar und enthalten toxische Schadstoffe in hohen Konzentrationen.
Auf einer durchschnittlichen Fluss- oder Seeuferfläche von 5 auf 20 Metern fanden sich im Erhebungszeitraum pro Monat 18 Zigarettenstummel, 5 Plastikteilchen, 3 Chips- und Süssigkeitenverpackungen, 3 Plastikfolien oder industrielle Verpackungen, 2 Styropor-Stücke, 1 kleines Plastiksäckli, 1 Wattestäbchen und und 18 weitere Gegenstände.
Die Mehrheit des Mülls (71 Prozent) stammt demnach aus Littering vor Ort, 29 Prozent wurden aus den Gewässern angeschwemmt. Seien die Abfälle erst einmal im Wasser, bestehe ein grosses Risiko, dass sie bis ins Meer transportiert würden.
Schweiz ist zweitgrösster Abfallproduzent Europas
In der Schweizer Politik herrsche die Meinung vor, dass Plastikverschmutzung ein Problem der Entwicklungsländer sei, teilte die Organisation weiter mit. Dabei zeige der Swiss Litter Report, dass die Schweiz als zweitgrösste Abfallproduzentin Europas ebenfalls ein Plastikproblem habe.
STOPPP fordert deshalb, dass auch in der Schweiz bestimmte Einwegplastiksorten verboten werden sollen. Die EU hatte jüngst eine neue Strategie präsentiert, um Plastikabfälle einzudämmen. So sagte sie etwa Wegwerfgegenständen wie Einwegbesteck oder Trinkhalmen den Kampf an.
Eine Schweizer Vorreiterin ist in der Frage auch die Stadt Neuenburg. Sie kündigte an, bis Anfang 2019 Einweg-Trinkhalme aus Plastik zu verbannen. Da ein Verbot rechtlich wohl nicht möglich ist, setzt die Stadtregierung vorerst auf Sensibilisierung. Die lokale Gastronomie unterstützt die Initiative mehrheitlich. (SDA)