«Glauben Sie, dass Juden zu viel Einfluss auf Politiker haben?» oder «Glauben Sie, dass sich Juden gegenüber anderen überlegen fühlen?» Diese und weitere suggestive Fragen stellte das Marktforschungsinstitut Demoscope in einer Telefon-Umfrage in der Schweiz. So wollte es herausfinden, welche Meinung die Schweizer Bevölkerung über Juden hat.
Doch viele Teilnehmern gerieten die Fragen in den falschen Hals, wie die Zeitung «24 heures» schreibt. In der Westschweiz meldeten sich zahlreiche empörte Menschen, die einen Anruf erhalten hatten. Die Fragen seien rassistisch, antisemitisch und würden auf Vorurteilen beruhen.
«Fragen sind schon speziell»
Auch die SVP-Politikerin Annie Mumenthaler aus Pully VD erhielt einen Anruf: «Ich war schockiert über diese Fragen. Das ist ein Skandal», sagt sie.
Demoscope hat auf die Proteste reagiert und die Umfrage in der Schweiz Anfang Woche eingestellt. «Ich habe die Fragen gelesen. Sie sind schon sehr speziell», sagt Roland Huber, CEO der Demoscope-Gruppe.
Die Fragen hat aber nicht Demoscope selber entwickelt. Der Auftrag kam aus einem Institut aus Deutschland. Dieses wiederum erhielt den Auftrag aus Kanada.
Auftraggeber unbekannt
Wer dahinter steckt, ist unklar. «Auch wir wissen nicht, wer der Auftraggeber ist. Es handelt sich um eine Studie, die in mehreren Ländern durchgeführt wird», sagt Huber.
Weniger dramatisch sieht die Situation Johanne Gurfinkiel. Er ist Generalsekretär der CICAD, einer Genfer Organisation gegen Antisemitismus und Diffamation. Zu «24 heures» sagt er: «Mit einer solchen Umfrage könnte man herausfinden, was die Bevölkerung wirklich denkt.» (btg)