«Wir haben Kenntnis davon, dass sich Asylbewerberinnen auf der Strasse prostituieren», sagt Alexander Ott, Leiter der Berner Fremdenpolizei zur «NZZ am Sonntag». Das Phänomen sei neu, heisst es bei den Berner Migrationsbehörden.
Nachweisen könne man den Frauen kaum etwas. Auch dann nicht, wenn sie die Freier mit in die Asylunterkünfte nähmen. «Wenn man bei den Frauen nachfragt, behaupten sie einfach, es handle sich um ihren Partner», sagt Ott. Zu einem Strafverfahren sei es deshalb noch nicht gekommen.
Die Asylbewerberinnen stammten mehrheitlich aus Westafrika, vor allem aber aus Nigeria. Laut dem Leiter der Berner Fremdenpolizei gehen die Frauen freiwillig auf den Strich, um sich ein «Zubrot» zu verdienen. Hinweise auf Zwangs-Prostitution gebe es nicht.
Die Fachstelle für Frauenmigration (FIZ) ist anderer Meinung. Die Fälle von Menschenhandel im Asylbereich hätten in den letzten Jahren zugenommen. «Frauen werden zwecks sexueller Ausbeutung nach Europa oder direkt in die Schweiz geschickt», sagt Susanne Seytter, FIZ-Geschäftsleiterin.
Die Asylbewerberinnen seien häufig mit Drohungen gegen sie selbst und ihre Familien konfrontiert und würden so gefügig gemacht. Auch die schnelle Rückzahlung von Schlepper-Geld werde als Druckmittel verwendet. Oft handle es sich um Nigerianerinnen, die mit schwarzer Magie bedroht würden. Im Juju-Ritual müssten sie schwören, die Kosten für Reise, Papiere und Visum zurückzubezahlen und alles zu tun, was von ihnen gefordert wird, sonst müssten sie mit dem Schlimmsten rechnen.
Noch seien die Asylbehörden wenig sensibilisiert, den Frauenhandel zu erkennen, kritisiert Seytter.
Das Staatssekretariat für Migration hat bereits auf die Entwicklung reagiert und will Mitarbeiter im Thema künftig schulen. (mad)