Soldaten in Corona-Angst wegen Armee-Übung
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«Tage auf engstem Raum»:Soldaten in Corona-Angst wegen Armee-Übung

Um Ansteckungen zu vermeiden
Schweizer Armee verhängt Urlaubssperre für alle Rekruten!

Wer jetzt in der Rekrutenschule ist, darf bis Ende Oktober nicht mehr nach Hause. Denn: Ab sofort gibt es eine Urlaubssperre.
Publiziert: 14.10.2020 um 09:02 Uhr
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Aktualisiert: 08.01.2021 um 08:04 Uhr
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Für Rekruten gilt ab sofort eine Urlaubssperre.
Foto: keystone-sda.ch

Sie müssen in der Kaserne bleiben – bis Ende Oktober. Rund 10'000 Rekruten dürfen nicht mehr nach Hause. Ab sofort gibt es eine Urlaubssperre. «Heute Morgen werden die Rekruten von ihren Vorgesetzten darüber informiert. Die Quarantäne gilt bis Ende Oktober», bestätigt Armeesprecher Daniel Reist gegenüber BLICK.

Der Grund für diese Massnahme seien die steigenden Corona-Infektionen in der Schweiz. «Damit wollen wir die Rekruten vor einer Infektion schützen. Beim Militär sind sie besser geschützt als draussen. In der Armee haben wir derzeit 24 Fälle. Das zeigt, dass unsere Schutzmassnahmen greifen», so Reist.

«Sie schlafen in einem Zimmer, essen zusammen»

Ausgenommen von der Sperre sind Berufssoldaten. Sie dürfen weiterhin die Kaserne verlassen. Einige Rekruten melden sich daher aufgeregt bei BLICK. Sie verstehen nicht, warum hier solch ein Unterschied gemacht wird.

«Wenn junge Rekruten nach Hause dürfen, ist das Risiko höher, dass sie sich mit Corona infizieren. Sie treffen Freunde, machen Party. Berufssoldaten kommen meist nach Hause zu Frau und Kind», erklärt Reist. Zudem würden Berufssoldaten nicht so viel Zeit miteinander verbringen wie Rekruten. «Sie schlafen in einem Zimmer, essen zusammen. Da ist schon ein Unterschied. Wenn da einer infiziert ist, müssen wir gleich einen ganzen Zug unter Quarantäne stellen.»

Rekruten machen sich Sorgen

Die Stimmung in der Truppe ist gedrückt. «Fast alle Rekruten sind seit dieser Meldung sehr demotiviert», sagt ein Rekrut zu BLICK. Dass sie nun die Kaserne nicht mehr verlassen dürfen, um vor Corona geschützt zu werden, können viele nicht nachvollziehen. Denn: Die Schutzmassnahmen würden kaum eingehalten. «Die Abstandsregelungen werden nicht einmal bei den Betten zum Schlafen eingehalten werden kann. Einige schlafen mit 30 Zentimeter Abstand zueinander.»

Meist seien es auch die höheren Kader, welche keine Masken in Gebäuden tragen würden, selbst wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden könne, schildert der Rekrut die Zustände in seiner Kaserne. Zudem stehen nun für viele Rekruten Übungen an. Wer sich weigert, dem drohe Arrest.

Sorgen wegen Übungen unter Zivilbevölkerung

Diese Woche meldeten sich bereits einige Soldaten, weil sie sich Sorgen machen, sich in der Armee mit Corona zu infizieren. Sie würden kein Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt bekommen, würden auf engstem Raum kaum die nötigen Abstände einhalten können.

Diese Vorwürfe streitet die Armee vehement ab. Auch, dass den Soldaten angeblich Desinfektionsmittel verweigert wurde. «Es gibt genug Desinfektionsmittel, Masken und Handschuhe. Man muss sie halt bestellen», sagt Armee-Sprecher Daniel Reist zu BLICK. Und überhaupt würden die Rekruten bei den Zuständen übertreiben. Die Corona-Massnahmen würden strikt durchgeführt. Eine Gefahr für die Zivilbevölkerung bestehe keine, stellt Reist klar. (jmh/lui)

Corona-Fälle in der Schweiz

Wie viele Corona-Neuinfektionen gibt es in der Schweiz? Die täglichen Fallzahlen des BAG gibt es laufend im Statistik-Ticker auf BLICK.

Wie viele Corona-Neuinfektionen gibt es in der Schweiz? Die täglichen Fallzahlen des BAG gibt es laufend im Statistik-Ticker auf BLICK.

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