Ultra-religiöses Radio sendet SRG-Inhalte
SRF kooperiert mit Sender von Sex-Verbrecher

Die SRG kündigte an, mit privaten Radiosendern kooperieren zu wollen. Sie wählte zwei Partner. Einer davon ist ein ultra-christlicher Sender, der von einem Sexualstraftäter betrieben wird.
Publiziert: 12.10.2018 um 13:31 Uhr
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Aktualisiert: 07.11.2018 um 20:02 Uhr
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Radionachrichten aus dem SRF-Studio werden bald auch auf einem Christensender übertragen.
Foto: Siggi Bucher
Petar Marjanovic
Petar MarjanovicNews-Redaktor

Die Medienmitteilung vom Donnerstagabend wirkt unscheinbar: Die SRG teilt mit, dass man mit zwei Privatradiosendern Kooperationen eingegangen sei. Man löse damit ein Versprechen aus der No-Billag-Abstimmung ein.

Ein «Gewinner» dieser Partnerschaft hat eine dunkle Vergangenheit: Der Radiosender Freundes-Dienst Schweiz wird unter anderem vom Sexualstraftäter Josef Schmid geleitet. SonntagsBlick machte vor über 16 Jahren publik, dass er sich mehrfach an Männer, Frauen und an Jugendliche vergriff. Er wurde 1967 bereits zu 4,5 Jahren Zuchthaus verurteilt, 2003 kam eine weitere Freiheitsstrafe von einem Jahr hinzu, ebenfalls wegen sexueller Übergriffen mit «abhängigen Unmündigen».

Auf der Website präsentiert sich Schmid heute fromm als «Evangelist». Zusammen mit seinem Sohn Samuel sendet er Sendungen wie «Durch die Bibel» (Neues und Altes Testament) oder die Predigt «Quelle des Lebens» aus. Homo-Ehe? Ist eine «Pervertierung der Gesetze». Die Evolutionslehre? Eine «satanische Lüge». Dazwischen gibts «gute geistliche Musik» – und bald jeweils zur vollen Stunde die Nachrichten von Schweizer Radio SRF.

Radiosender muss SRF-Quelle angeben

Die Ankündigung dieser Kooperation überraschte am Donnerstag einige. Die SRG erklärte auf Anfrage, dass man vor einem Jahr den privaten Radioveranstaltern angeboten hat, die stündlichen Radionachrichtensendungen zeitgleich, integral und mit Quellenangabe übernehmen zu können.

Bewerben durften sich nur Schweizer Programme, die beim Bundesamt für Kommunikation (Bakom) angemeldet wurden und sich ans Schweizer Recht halten. Der Sender musste sich verpflichten, unmittelbar vor der Nachrichten-Sendung einen wörtlich ausgehandelten Satz zu erwähnen, um die Radiohörer darauf hinzuweisen, von wem die Nachrichten sind.

SRG «freut sich» über die Kooperation

Eine weitere Vorgabe: Der Sender muss die Menschenwürde beachten, darf niemanden diskriminieren, keinen Rassenhass verbreiten und auch nicht die «öffentliche Sittlichkeit» gefährden. Laut SRG-Sprecher Edi Estermann hat Radio Freundes-Dienst diese Vorgabe akzeptiert.

Samuel Schmid, der Sohn von Josef Schmid und Programmleiter von Radio Freundes-Dienst, sagt auf Anfrage, dass man sich verpflichtet habe, «die übernommenen Sendungen deutlich vom restlichen Programm» abzugrenzen. «Daran werden wir uns selbstverständlich gewissenhaft halten», so Schmid weiter.

Ein Kommentar zu einem möglichen Image-Schaden, wenn SRF-Nachrichten auf einem religiösen Sender laufen? Gabs von Seiten der SRG nicht. In der Medienmitteilung hiess es lediglich: «Die SRG freut sich über diese beiden neuen Kooperationen, die die Zusammenarbeit mit den Schweizer Privatmedien weiter stärkt.»

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