Das Motto «Servir et disparaître» war gestern. Heute gilt für Bundesräte: Nach dem Rücktritt beginnt die Karriere als Warner und Weltendeuter. So ergeht es auch Ueli Maurer (74).
In der Samstagsausgabe der «Neuen Zürcher Zeitung» wurde ein ganzseitiges Inserat geschaltet: «Unsere Freiheit ist in Gefahr», lautete der Titel. Darin schlägt der ehemalige SVP-Finanzminister den Bogen von Wilhelm Tell über das Rahmenabkommen («Es gibt wieder diese Schiene zur mutlosen Anpassung und Selbstaufgabe») und die Nato-Annäherung bis zu den «linken Medien», und den Corona-Massnahmen. Auch Klimadebatte und Wokeness fehlen in Maurers Tour d'Horizon nicht.
Schliesslich teilt der Zürcher Oberländer gegen «eine selbst ernannte Elite» aus, die glaube, moralisch überlegen zu sein. Diese Schicht bemächtigte sich der Sprache, stelle Regeln auf und torpediere Meinungsfreiheit und Redefreiheit, schlussfolgert er. Als grosses Negativbeispiel nennt er Deutschland, wo «ohne Rechtsgrundlage der Kontaktverdacht» gelte. Maurer konstatiert: «Wir nähern uns, wenn wir Richtung Norden blicken, einem totalitären Regime.»
Jenseits des Rheins sei es so schlimm, dass er noch drastischere Worte findet: «Wir kannten das damals unter dem Begriff Stasi, das Ministerium für Staatssicherheit in der DDR. Eigentlich müsste man mit Blick auf Deutschland von Stasi 2.0 sprechen.»
Kein Extrageld für rechte Seite
Maurers Sermon gegen die «Unterwerfungswilligen» und die «Rassismus-Keule» erschien bereits als Leitartikel in der letzten «Schweizerzeit»-Ausgabe. Der Gründer des Magazins, alt SVP-Nationalrat Ulrich Schlüer (80), sagt auf Anfrage von Blick, dass der Verlag das Inserat bezahlt habe. Der Betrag sei tiefer als 20'000 Franken gewesen.
Ein ganzseitiges Inserat kostet in der «NZZ» laut aktuellen Angaben 19’500 Franken. Wer die Anzeige rechts platziert haben will, muss noch rund 3000 Franken drauflegen. So wichtig war es den Auftraggebern nun doch nicht – Maurers Rede an die Nation erschien links.
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