Forschende mit Beteiligung des Wasserforschungsinstituts Eawag haben verschiedene Oberflächen in einer US-Stadt auf Erbgut des Coronavirus untersucht. Zwar fanden sie Spuren des Virus, doch das Risiko für eine Ansteckung über die kontaminierten Flächen war äusserst klein, wie sie im Fachmagazin «Environmental Science and Technology Letters» berichten.
Oberflächen sind nicht der Hauptüberträger von Sars-CoV-2. Darauf weisen bereits einige Studien hin, die jedoch häufig in Labors durchgeführt wurden. Das Team mit Beteiligung des Eawag-Forschers machte nun gemeinsam mit amerikanischen und britischen Kollegen die Probe aufs Exempel in der Stadt Somerville im US-Bundesstaat Massachusetts, wo gut 80'000 Menschen leben.
Sie sammelten im Frühjahr 2020 rund 350 Proben von Fussgänger-Knöpfen an Ampeln, Türgriffen zu Geschäften, Deckeln von Abfallkübeln, Tastaturen von Geldautomaten und Tanksäulen. Demnach fanden sie in rund acht Prozent der Proben Erbgut des Coronavirus.
Schulen interessant für klinische Tests
Doch die Konzentrationen waren so niedrig, dass die Forschenden kaum mehr mit infektiösen Viren rechnen. Sie schätzen das Risiko einer Infektion deshalb als klein ein: «Unter 5 von 10'000 Fällen», liess sich Timothy Julian in einer Mitteilung des Wasserforschungsinstituts zitieren.
Der Verlauf der positiven Proben stimmte gemäss den Forschenden gut mit der Kurve der Neuansteckungen in der Stadt überein. Deshalb könnte ein Sars-CoV-2-Monitoring auf Oberflächen beispielsweise in Schulen ein nützliches Instrument sein, um klinische Tests zu ergänzen und Trends der Pandemie-Entwicklung möglichst früh zu erkennen, sagte Julian.
Keine Proben von Geschirr und Tischen
Denn die Oberflächen wurden bis zu dreissig Mal von verschiedenen Leuten pro Stunde berührt. Vernachlässigen sollte man das Ansteckungsrisiko über Knöpfe, Tasten oder Griffe deshalb nicht, so die Forschenden, gerade wenn viele Leute Virusträger seien.
Für die Studie sammelte das Team keine Proben etwa von Geschirr oder Tischen in Restaurants. «Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand über einem Tisch hustet oder niest und sich Tröpfchen mit hohen Virenkonzentrationen dort befinden, ist viel grösser als bei einem Knopf oder einem einzelnen Türgriff», sagte Julian. (SDA)