Der türkische Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat am Wochenende geschäumt. Die Zeitungen, die ihm nahestehen, folgten ihm. Grund für die Wut ist die Anti-Erdogan-Demonstration vom letzten Samstag in Bern.
Die Revolutionäre Jugendgruppe Bern hielt dort einen Banner in die Luft: «Kill Erdogan with his own weapons» (töte oder tötet Erdogan mit seinen eigenen Waffen).
Die Erdogan-nahe türkische Boulevardzeitung «Türkiye» titelte: «Frechheiten gehen in der Schweiz weiter». Fast schon genüsslich erwähnten die Zeitungen, dass die Justiz in der Schweiz Ermittlungen gegen die Bannerträger eröffnet hat. Auch auf Twitter gab es Wut-Tweets zahlreicher Türken.
Linksaussen-Teenies sind jetzt PKK
Bei der Berichterstattung nahmen es dabei nicht alle Zeitungen so genau mit der Wahrheit. So schrieb die türkische Zeitung «Sözcü», dass das Plakat von der terroristischen Organisation PKK gehisst wurde – dies, obwohl sich die linksextreme Revolutionäre Jugendgruppe Bern zum Plakat bekannt hat.
Unklar bleibt, welche Folgen dieses kleine diplomatische Unwetter hat. Bereits am Samstagabend hatte die türkische Regierung gegen das Transparent protestiert und die Vize-Botschafterin Nathalie Marti ins türkische Aussenministerin einbestellt.
Istanbul ermittelt selbst
Der Schweizer Botschafter habe dem Vertreter des türkischen Aussenministeriums mitgeteilt, dass die zuständigen Behörden im Kanton Bern den Vorfall prüften und untersuchten. Die türkischen Behörden würden über das Ergebnis informiert.
Diese wollen aber nicht abwarten. Am Montagmittag wurde bekannt, dass die Istanbuler Staatsanwaltschaft eigene Ermittlungen eröffnet hat. Es werde wegen «Mitgliedschaft in einer Terrororganisation», «Beleidigung des Präsidenten» und «Propaganda für eine Terrororganisation» ermittelt, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Montag. (pma)