Was für ein schlechtes Zeichen für den Walliser Tourismus-Ort Crans-Montana. Weil die Gemeinde die angeblich verhandelten 800'000 Franken an die Bahn nicht bezahlte, stellte die Skiliftbetreiberin Crans-Montana Aminona SA (CMA) kurzerhand den Betrieb ein. Die Folge: Viele Feriengäste mussten trotz bester Schneeverhältnisse aufs Skifahren verzichten.
Besitzerin der Bahn ist die Firma Czech Property Investments (CPI) mit Sitz in Luxemburg. Diese wiederum gehört dem Tschechen Radovan Vitek (47). Er gilt mit einem von der «Bilanz» geschätzten Vermögen von 3,25 Milliarden Franken als der drittreichste Mann in seinem Heimatland.
Von Privatisierung profitiert
Wer ist dieser Mann, der mit der Stilllegung der Sportanlagen die Gemeinde erpresst? Zu seinem Geld kam Vitek dank Privatisierungen. Anfang der 1990er-Jahre hatte die damalige Tschechoslowakei mit der Privatisierung des Staatsbesitzes begonnen. Ganz im Sinne des Kommunismus konnten alle Tschechen gegen eine bescheidene Gebühr ein Couponheftli mit Investitionspunkten kaufen, mit denen wiederum Anteile an Staatsfirmen erworben werden konnten.
Wer sich nicht selber zu investieren getraute, konnte sein Punkteheft auch einem der vielen eigens zu diesem Zwecke entstandenen Investitionsfonds anvertrauen. Vitek zeigte bei diesem Privatisierungssystem ein glückliches Händchen. Rückblickend bezeichnen viele Tschechen die Art der damaligen Privatisierung als «Plünderung».
Brutales Geschäftsgebaren
Sein Vermögen vermehrte Vitek mit dem Aufbau seines Imperiums Czech Property Investments. Er kaufte europaweit Hotels und Liegenschaften zusammen. In Crans-Montana hat Vitek seit über zehn Jahren ein Domizil. 2014 stieg er mit 40 Millionen Franken bei den örtlichen Bergbahnen ein. Mittlerweile gehören Vitek nicht nur die meisten Bergrestaurants und Parkplätze, er lässt auch ein komplett neues Edel-Resort (Kosten: 180 Millionen Franken) mit zwei Hotels und 150 Luxus-Wohnungen hochziehen.
2017 kaufte er in seiner Heimat, in Ungarn, Polen und Rumänien gleich elf Shoppingcenter. Die CPI-Gruppe gilt heute als zweitgrösste Eigentümerin von Wohnungen in Tschechien.
Die lokalen Medien sprechen teilweise von «geschäftlicher Brutalität», mit der Vitek Unternehmen aufkaufte. Als er 1997 die Konsumgenossenschaft Vcela (Biene) übernahm, heuerte er 3000 Leute von der Strasse an, die in die Genossenschaft eintraten und nach seinen Wünschen abstimmten. Diese Genossenschaft bildete dann die Basis für sein heutiges Imperium CPI.
Schloss von Ex-Beatle Ringo Starr gekauft
Für sich selber kaufte der Milliardär 2015 ein kleines Schloss in der englischen Grafschaft Surrey südwestlich von London. Das Anwesen «Rydinghurst», das im 17. Jahrhundert gebaut wurde und über eine Million Quadratmeter gross ist, gehörte vorher Ex-Beatles-Drummer Ringo Starr (77) und dessen Frau, Bond-Girl Barbara Bach (70). Vitek bezahlte dafür rund 20 Millionen Franken. Er erzählte damals, dass er mit seiner Familie zeitweise in England leben und seine Kinder in London zur Schule schicken wollte.
2004 sass Vitek fast zwei Monate wegen angeblicher Zuhälterei in Haft. Die Vorwürfe erwiesen sich jedoch als unbegründet. Vitek hat vier Kinder und ist zum zweiten Mal verheiratet. Seine erste Ehe mit Eva Vitkova, mit der er einen Sohn hat, endete nach 13 Jahren mit einer Kampfscheidung. Sie verlangte von ihm laut «Blesk» eine Milliarde Franken – erhielt aber nur 2,5 Millionen. Mit seiner zweiten Frau Marie hat er drei Kinder.
Gestern verhandelten Gemeindevertreter mit Philippe Magistretti, dem Verwaltungsratspräsidenten der Bahnen, über das Problem. Als Schlichter amtete der Walliser CVP-Wirtschaftsdirektor Christophe Darbellay – mit Erfolg! Die Parteien einigten sich darauf, dass die Bahnen ab heute wieder laufen sollen. Ob für die Einigung Geld floss, ist nicht bekannt. Über die Konditionen des Wiederbetriebs herrscht Stillschweigen.
Vitek war auf Anfrage von BLICK bei CPI in Luxemburg nicht erreichbar.
Der Bergbahnen-Stillstand in Crans-Montana VS kommt nicht nur für die Feriengäste im alpinen Skiort zum dümmsten Zeitpunkt. Sondern auch für die Promotoren der Olympischen Winterspiele Sion 2026. Denn just in Crans-Montana sollen dereinst die Ski-alpin-Wettkämpfe stattfinden.
Dass der Bergbahnbesitzer die Lifte einfach abstellen kann, ist nicht gerade beste Werbung für die Schweizer Kandidatur. «Eine bessere Reklame für Erdogan, Mailand und Turin kann es nicht geben», ätzt die Oberwalliser SP-Präsidentin Doris Schmidhalter-Näfen (59) denn auch.
Neben Sion bewerben sich Graz in Österreich, Calgary in Kanada, die Region Cortina d’Ampezzo mit Mailand und Turin in Italien, Sapporo in Japan, Stockholm in Schweden sowie das türkische Erzurum um die Winterspiele 2026.
«Natürlich könnte ich mir bessere Schlagzeilen vorstellen», sagt Sion-2026-Vizepräsident und SP-Ständerat Hans Stöckli (65) angesichts dieses Konkurrentenfelds. Doch er findet, der Zwischenfall habe auch Chancen für die Kandidatur aufgezeigt – wenn man es denn richtig angehe: «Umso wichtiger ist, dass uns rechtzeitig die Rechte für die Nutzung des Landes und der Installationen übertragen werden», sagt Stöckli. So würden die Organisatoren sicherstellen können, «dass die Lifte laufen, wenn es darauf ankommt».
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