Trotz Zoff um das Bolgen Plaza ist in Davos richtig was los
Party ohne Ende

Die Davoser reagieren mit Bauernschläue auf das Hammer-Urteil der Bundesrichter. Jetzt steigt die Party sogar an zwei Orten – im Bolgen Plaza und im Chalet.
Publiziert: 27.12.2016 um 23:16 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:45 Uhr
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Bombastische Stimmung im Bolgen Plaza. Das Wetter spielt den Davosern in die Karten.
Foto: Siggi Bucher
Party ohne Ende
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Trotz Zoff um das Bolgen Plaza ist in Davos richtig was los:Party ohne Ende
Anian Heierli

Werner Seiler (62) lacht wieder. Der Wirt vom Bolgen Plaza in Davos GR klopft Stammgästen auf die Schulter, schenkt Röteli aus und reisst Witze. Seine Laune ist deutlich besser als noch Anfang Saison. Damals erwirkte ein Zürcher Zweitwohnungsbesitzer vor Bundesgericht, dass die legendäre Après-Ski-Bar neu schon um 19 Uhr schliessen muss.

Ein Hammer-Urteil für Seiler und die ganze Tourismus-Destination. Doch die Einheimischen lassen die Köpfe nicht hängen. Sie reagieren mit Bauernschläue. Resultat: Ihr Bolgen Plaza bleibt während des Spengler Cups wie gewohnt bis 23 Uhr offen. Denn: Das Hockeyturnier gilt als internationaler Grossanlass und ist darum ein legales Schlupfloch im Bundesgerichtsentscheid. 

Party bis 23 Uhr

Damit nicht genug: Wirt Seiler führt obendrein das neue Bolgen Chalet. Es ist nur fünfzig Meter vom Plaza entfernt und abends eine Alternative. Hier ist die ganze Saison Party bis 23 Uhr. Juristisch ist das sauber, weil die Skihütte in der Bauzone steht.

Trotzdem spricht Seiler nicht von einem Sieg: «Eigentlich macht das Chalet logistisch keinen Sinn. Küche und Angebot sind kleiner.» Tourismus-Direktor Reto Branschi (58) sagt aber, dass der schnelle Gewinn nicht im Vordergrund steht: «Wir wollen unseren Gästen etwas bieten und sie langfristig behalten.»

Die Stimmung ist bombastisch

Der Plan funktioniert. Die Stimmung im Bolgen ist bombastisch. Auch das Wetter spielt den Davosern in die Hände. Auf der Terrasse rekeln sich die Unterländer. Etwa Margrit (71) und Peter Brühwiler (79) aus Würenlingen AG. Die beiden tanken Sonne, trinken Rotwein und geniessen die Bergkulisse. Für sie ist klar: «Rambazamba gehört dazu.» Seit 1969 hat das Ehepaar eine Ferienwohnung ganz in der Nähe des Bolgen Plaza. «Ein Lärmproblem hatten wir nie», sagt Margrit Brühwiler. Sie verrät: «Auch wir machten früher Halligalli.» Die Rentnerin hat eine Vermutung: «Vielleicht sind die Richter ja neidisch, weil wir so viel Spass haben.»

Das neue Bolgen Chalet kommt an

Auch Lotty (63) und Andy Thommen (65) aus Oberdorf BL besitzen in Davos seit dreissig Jahren eine Ferienwohnung. Im Bolgen Plaza gehören sie fast zum Inventar: «Wir lassen uns die Laune nicht verderben», sagt Andy Thommen. «Das neue Chalet ist eine gute Idee.» Aber: «Ich hoffe, es ist nur eine Übergangslösung. Im Plaza gefällt es mir besser.»

Nachdem die Sonne untergegangen ist, inspizieren die ersten Einheimischen das neue Chalet. «Schöner als gedacht» und «ein hübscher Notnagel», finden die Freunde Tobias Ambühl (29), Michael Kurt (29) und Philippe Kilchenmann (29). Auf jeden Fall gut genug, um ein Bier zu trinken. «Der Streit rund ums Bolgen ist schade», sagt Ambühl. Der Davoser kann aber beide Seiten verstehen: «Ich vermute, die Parteien sprachen sich zu lange nicht aus.» Trotzdem ist er überzeugt: «In Davos geht die Party immer weiter.»

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