Trotz Legionellen-Epidemie
Bund lehnt Schweizer Schnelltest ab

Der massive Anstieg der an Legionellen Erkrankten in der Schweiz beunruhigt. Ein Zürcher Mikrobiologie-Start-up könnte die Lösung bringen. Doch der Bund winkt ab.
Publiziert: 07.02.2018 um 22:14 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:15 Uhr
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«Unser Legionellen-Schnelltest liefert ein verlässliches Ergebnis innert weniger Stunden», sagt Anna-Katharina Ehlert, Sprecherin des Mikrobiologie-Unternehmens Rqmicro AG.
Foto: ZVG
Dominique Rais

Die Schweiz hat ein akutes Legionellen-Problem (BLICK berichtete). Allein im Januar dieses Jahres wurden 35 Fälle einer Legionellen-Erkrankung vom Bundesamt für Statistik erfasst. Rückblickend hat sich die Zahl der Krankheitsfälle innert der vergangenen fünf Jahre verdoppelt.

«Wir haben die Lage nicht mehr im Griff», gestand Daniel Koch, Leiter der Abteilung für übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), im SonntagsBlick vor einer Woche. Es verzeichnet einen Anstieg von 35 Prozent innert der letzten zwei Jahre.

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Mit einem Schnelltest gegen die Legionellen-Epidemie?

Eine neue Methode zur Analyse von Legionellen, die von einem Start-up der ETH Zürich entwickelt und bereits im Frühling 2017 auf dem Markt gebracht wurde, macht Hoffnung. Die Sprecherin des Mikrobiologie-Unternehmens Rqmicro AG, Anna-Katharina Ehlert, verspricht viel: «Unser Legionellen-Schnelltest liefert ein verlässliches Ergebnis innert weniger Stunden.» Kostenpunkt: rund 200 Franken. 

Liegt das Test-Resultat vor, kann in kurzer Zeit der kontaminierte Bereich – etwa Schwimmbäder oder Klimaanlagen – entsprechend desinfiziert und so den Legionellen der Garaus gemacht werden. Ein Legionellen-Herd könne so – unter Idealbedingungen – innerhalb von zwei Tagen vernichtet werden, erklärt Ehlert. «Je schneller die Bakterien eliminiert werden, desto besser.» 

BLV hat «Kenntnis von den Schnelltests»

Mit den herkömmlichen Methoden, die beim BLV zur Anwendung kommt, dauert es bis zu fünfmal länger: «Bis die Ergebnisse der mit der Analyse beauftragten kantonalen Laboratorien vorliegen, dauert es zwischen 10 und 14 Tagen», sagt Pierre Studer, Wasser-Experte und wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), zu BLICK.

Auch wenn das BLV laut Studer Kenntnis von derartigen Schnelltests hat, darauf zurückgreifen will man trotzdem nicht. Vielmehr winkt das BLV ab – obwohl der Schnelltest verspricht, eine Legionellen-Kontamination innert kürzester Zeit zu erkennen. Grund: «Die Firmen, die solche Schnelltests anbieten, müssen einen Nachweis erbringen, dass sie den internationalen Standard der sogenannten ISO-Methode erfüllen. Das ist bisher nicht geschehen», so Studer.

Keine Zusammenarbeit zwischen Bund und Schnelltest-Labor

Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Waren es 2012 noch 277 Fälle, bei denen sich Betroffene mit der Legionärskrankheit angesteckt haben, lag die Zahl der Erkrankten im Jahr 2017 bereits bei 490 Meldungen. Die Dunkelziffer dürfte allerdings erheblich höher sein. Angesichts der Lage hat der Bund indes eine Task-Force zur Bekämpfung der tödlichen Lungenkrankheit gebildet.

«Wir könnten die Task-Force des Bundes mit unserem Schnelltest auf jeden Fall effektiv unterstützen», ist Ehlert überzeugt. Doch weil der Bund auf die ISO-Methode besteht, ist derzeit eine Zusammenarbeit zwischen dem BLV und einem Schnelltest-Labor wie rqmicro ausgeschlossen. Laut Ehlert sind beim Start-up aber bereits dahingehende Abklärungen für die gesetzliche Zulassung ihrer Schnelltest-Methode im Gange.

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