Trockenheit
Tiefer Rheinpegel bremst Ölimport - Bund öffnet Diesel-Pflichtlager

Trockenheit hat den Rheinpegel derart sinken lassen, dass mangels Ölimporten Vorräte in der Schweiz knapp werden. Der Bund hat darum am Montag Diesel-Pflichtlager teilweise frei gegeben: 30'000 Kubikmeter dürfen verkauft werden.
Publiziert: 22.10.2018 um 18:42 Uhr
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Aktualisiert: 22.10.2018 um 18:51 Uhr
Bereits Ende Juli tauchten Sandbänke auf im Mittelrhein in Rheinland-Pfalz (D) 28.07.2018, einem nautisch anspruchsvollen Abschnitt. Seither hat es im Einzugsgebiet kaum nennenswert geregnet.
Foto: Keystone/DPA/PETER ZSCHUNKE

In Basel, in dessen Häfen 12 Prozent aller Importe in die Schweiz umgeschlagen werden, können Frachtschiffe derzeit zwar noch auf dem Rhein fahren. Weiter abwärts jedoch im Raum Koblenz (D) hat das anhaltende Ausbleiben von Niederschlägen den Pegel so tief absacken lassen, dass sich die Frachtschifffahrt kaum mehr lohnt.

Können Schiffe mangels Wasser unter dem Kiel nur mit reduzierter Ladung fahren, verteuert sich der Transportpreis wegen der Fixkosten für Schiff und Besatzung. Entsprechend ist derzeit die Achse vom Seehafen Rotterdam bis Basel faktisch unterbrochen. Importeure weichen auf Strasse und Schiene aus, wenn sie können.

Inzwischen wird jedoch Ausweichen schwierig: «Die Kapazitäten der Bahn und Pipeline-Importe sind nahezu ausgeschöpft», heisst es bei der Varo Energy Marketing AG, die im Hafen Birsfelden BL Tankanlagen betreibt. Die Ölimporteurin sieht deswegen inzwischen die Versorgungslage als «stark beeinträchtigt».

Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) hat am Montag auf Antrag der Branche als «Sofortmassnahme» eine temporäre Freigabe der Dieselöl-Pflichtlager beschlossen. Laut Lucio Gastaldi, Leiter Geschäftsstellen Energie & Industrie im BWL, dürfen die Firmen zunächst 30'000 Kubikmeter (m3) Diesel in den Verkauf geben.

Diese Freigabemenge entspricht rund 2,5 Prozent der gesamten Diesel-Pflichtlagermenge in der Schweiz. Die Firmen müssen ihre Vorräte später wieder entsprechend aufstocken, um das Soll von 4,5 Monaten des Gesamtverbrauchs wieder an Lager zu haben zur Sicherung der Landesversorgung gemäss Verfassungsauftrag.

Der Bedarf lässt sich anhand der Importmengen abschätzen: Im Schnitt der letzten drei Jahre wurden laut Gastaldi jeden Monat rund 120'000 m3 Diesel importiert. Demnach liegt der durchschnittliche Tagesverbrauch in der Schweiz bei etwa 4000 m3.

Laut einer Varo-Sprecherin liefert ihre Raffinerie in Cressier - die einzige im Land - derzeit rund einen Viertel der Diesel-Nachfrage. Daneben laufen die Importe mit Bahn und Pipelines. Das BWL beobachte die Versorgungslage kontinuierlich, sagte Gastaldi weiter, und werde nach Bedarf neu entscheiden. Andere Ölprodukte seien weniger knapp.

Die «temporäre Freigabe» sei ein schnelles Verfahren zum Zugriff auf Pflichtlager. Das reguläre Vorgehen würde laut Gastaldi einige Tage in Anspruch nehmen. Bundesrat Johann Schneider-Ammann sei informiert.

Bei technischen Engpässen waren Pflichtlager bereits früher angezapft worden. So war 2015 ein Defekt in der Raffinerie Cressier die Ursache, schon damals verbunden mit pegelbedingt tiefen Schiffs- und wenig Bahnkapazitäten.

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