Trickfilmhelden im Schlankheitswahn - Experten in Sorge
Pumuckl darf kein Pummel mehr sein

Unsere Zeichentrick-Helden müssen abspecken. Nachdem bereits Biene Maja und Bob der Baumeister auf Diät gesetzt wurden, triffts nun einen weiteren Held unserer Jugend. Eine Expertin bedauert den Trend.
Publiziert: 20.08.2015 um 07:46 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 03:30 Uhr
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Links der Pummel aus vergangenen Tagen, rechts der neue, sportliche Kobold
Foto: dpa

«Hurra, hurra, der Kobold mit dem roten Haar» - so beginnt die beliebte Kinderserie «Meister Eder und sein Pumuckl». Die erste Folge wurde 1982 ausgestrahlt, der kleine Kerl mit dem frechen Humor und dem Kugelbauch begeisterte Generationen. Bis heute. Nur: Der neue Pumuckl ist jetzt schlank!

Offenbar qualifizieren Sommersprossen, Wuschelkopf und Frechdachs-Humor nicht mehr zum Kinderhelden! Die Trickfilmfiguren von heute müssen neu einen Sixpack haben!

Keine Weisung vom Verlag

Stefanie Käfferlein, Sprecherin des Kosmos-Verlags, bei welchem Pumuckl erscheint, dementiert auf «Tagesspiegel.de», der Illustrator habe eine Anweisung erhalten, den Kobold dünner zu zeichnen. Sein Job sei es lediglich gewesen, Pumuckl «moderner und dynamischer» zu machen. Dabei habe sich der Zeichner an seinen sportlichen Söhnen orientiert.

Bedauernswerter Trend

Dagmar Pauli, Chefärztin beim Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst der Universität Zürich, bedauert diesen Trend. «Es ist schade, dass bereits die Zeichentrickfiguren für Kinder zusehends dem gängigen Schönheitsideal von Erwachsenen entsprechen», sagt sie zu Blick.ch. «Ich würde mir eine Heldenfigur wünschen, die ein Bäuchlein hat und trotzdem positiv wahrgenommen wird.»

Pumuckl ist nicht das einzige Opfer

Vor kurzem wurden bereits andere Jugendhelden auf Diät gesetzt. Das Bäuchlein von Bob dem Baumeister, dem sympatischen Handwerker aus der gleichnamigen Kinderserie, fiel dem Radiergummi zum Opfer und selbst die Biene Maja ist heute kein flotter Brummer mehr, sondern wurde einem Radikal-Lifting unterzogen.

Der Schönheitswahn scheint auch vor dem Kinderzimmer nicht halt zu machen. Nachdem immer mehr Jugendliche täglich ins Fitnesscenter gehen und Mädchen bereits im Teeniealter Diäten machen (Blick.ch berichtete), sollen nun auch die Kleinsten sensibilisiert werden. Dies geschieht subtil: Eine Studie aus 2009 belegt, dass die Darstellungen von Mädchen und Frauen in Zeichentrickfilmen viel zu schlank dargestellt werden.

Bleibt zu hoffen, dass in Zukunft nicht auch noch die Bud Spencer Filme nachbearbeitet werden. (tom)

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