Trendsport schlägt hohe Wellen
Wakesurf-Angebot auf Zugersee stösst auf Kritik

Ein Unternehmer will allen Wakesurf-Fans den Wasserspass auf dem Zugersee ermöglichen. Vom Angebot sind aber bei weitem nicht alle begeistert.
Publiziert: 18.06.2021 um 18:09 Uhr
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Aktualisiert: 19.06.2021 um 10:39 Uhr
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Das neuste Angebot eines Unternehmers: Wakesurfen auf dem Zugersee. (Symbolbild).
Foto: imago images/VWPics

Wakesurfen auf dem Zugersee – diesen Spass will Andi Springhetti unter der Marke Reboat bald ermöglichen.

Bei der Sportart surft man auf Wellen, die von einem Motorboot generiert werden. Ein Seil ist nicht nötig. Doch ebendiese Wellen sorgen bei anderen Wassersportlern und Naturverantwortlichen für Kritik, wie der «Bote der Urschweiz» berichtet.

Wellen sind für Segler störend

So auch bei Joe Peyer, der gegen die Bewilligung von Reboat ankämpft. Der Rentner aus Cham ist ein leidenschaftlicher Segler – und das schon seit Jahrzehnten. Zur Zeitung sagt er: «Wenn du mit dem Segelschiff bei wenig Wind draussen bist und auf eine solch hohe Welle triffst, stehst du gleich quer und still.»

Mit diesem Problem ist Peyer schon mehrmals konfrontiert worden, da bereits heute private Wakesurfer auf dem See unterwegs sind. Er befürchtet, dass sich die störenden Wellen durch ein gewerbliches Angebot vermehren könnten.

Schilfbestand könnte durch Wellenkraft weiter zurückgehen

Nicht erfreut über das Angebot ist auch das Amt für Wald und Wild, heisst es weiter. Die Amtsleiterin Priska Müller verweist auf die Wissenschaft und sagt: «Die beim Wakesurfen eingesetzten Boote erzeugen Wellen, deren Energie bis zu viermal höher ist als diejenigen, die beim Wakeboarden entstehen.»

Müller fürchtet, dass diese Kraft sich negativ auf die Ufer auswirken könne, deren Wasserschilfbestand seit Jahren angeschlagen ist, denn: Es wird vermutet, dass der künstlich erzeugte Wellenschlag für den Schilfrückgang verantwortlich sein könnte.

Bedrohung für Tiere

Seit 1930 sei das Schilf im Wasser des Zugersees um ganze 80 Prozent zurückgegangen – das gefährde den Lebensraum diverser Tiere: «Gerade für die Fische, weil sich gewisse Arten, wie beispielsweise der Hecht, hier fortpflanzen und viele Jungfische im Schilf ideale Lebensräume vorfinden», erklärt Müller weiter.

Doch nicht nur für Fische, sondern auch für andere Tiere sei der Schilfgürtel von Bedeutung. So zählt dieser beispielsweise zu den Brutgebieten des Blesshuhns.

Dennoch: Gesuch entspricht den Verordnungsbedingungen

Die Befürchtungen von Müller teilt auch der Zuger Baudirektor Florian Weber vom Amt für Raum und Verkehr. Dennoch gibt er zu Bedenken, dass das Gesuch von Springhetti grundsätzlich den Bedingungen der Verordnung entspricht.

Das Wakesurfangebot sei deshalb zu beobachten. «Im Falle unerwünschter Auswirkungen soll es möglich sein, die Nutzung auch wieder einzuschränken», sagt Weber.

Freude anderer ist Springhettis Motivation

Es spricht einiges dagegen – doch Springhetti will sein Angebot trotzdem lancieren: «Wenn man sieht, wie jemand strahlt, der es zum ersten Mal schafft, auf dem Brett zu stehen, ist das super.»

Sollte sein gewerbsmässiges Hobby bewilligt werden, so könne er nicht ausschliessen, daraus ein Unternehmen mit Angestellten zu machen. Vorerst soll das Wakesurfen aber ein Hobby bleiben, denn: «Meine Familie und mein Beruf kommen vor Reboat.» (une)


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