Trauer um Gründer von Mövenpick
Ueli Prager ist tot

Der grosse Pionier der Schweizer Gastronomie ist am Wochenende 95-jährig gestorben.
Publiziert: 18.10.2011 um 00:32 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 12:19 Uhr
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Ueli Prager 2006 mit seiner Frau Jutta in seiner Residenz in Mettmenstetten.
Foto: KEYSTONE
Von Philipp Albrecht und André Häfliger

Als Ueli Prager einmal nach seinem Erfolgsgeheimnis gefragt wurde, sagte er: «Ich war offen und neugierg für alles.» Mit dieser Einstellung erschuf er ein Restaurant- und Hotelimperium. Letztes Wochenende ist er für immer eingeschlafen.

Mövenpick, Marché, Silberkugel, Cindy’s: Jeder Schweizer hat eine Erinnerung an Pragers Restaurants und vor allem an Zeiten, als diese nicht nur die Schweiz, sondern die halbe Welt in Staunen versetzten.

Das begann 1948 in Zürich mit der Eröffnung des «Claridenhofs», dem ersten Mövenpick-Restaurant. Der 30-Jährige revolutionierte die Schweizer Gastronomie: Was vorher Vermögenden vorbehalten war – Hummer, Lachs oder Meeresfrüchte – serviert er der breiten Masse. Die Infrastruktur war sparsam, so blieben die Kosten tief.

Die Idee für den Namen kam ihm auf der Zürcher Quaibrücke, wo er einen Mann beobachtete, der Möwen fütterte. Prager war fasziniert von der Art, wie sich die Vögel im Vorbeiflug Brotstücke schnappten. Genauso sollten sich seine Gäste in seinem Restaurant verpflegen: Schnell, unkompliziert und «ohne verpflichtet zu sein, eine ganze Mahlzeit zu bestellen.»

Während des Ersten Weltkriegs in Wiesbaden (D) geboren und im appenzellischen Trogen aufgewachsen, spürte Prager schon in der Schulzeit «den Drang, etwas zu unternehmen», wie er 1986 dem BLICK sagte.

Aus diesem Drang entstand ein weltweit tätiger Gastronomiekonzern. Als er diesen 1991 an den Münchner Baron August von Finck verkaufte, umfasste es gut 10 000 Angestellte, 61 Restaurants, 38 Hotels, 10 Silberkugeln, 7 Cindy’s, 24 Marchés, 16 Weinkeller und ein Dutzend Autobahnraststätten.

Prager fand unter seinen sechs Kindern keinen Nachfolger. Drei Jahre vor dem Verkauf übernahm seine dritte Frau Jutta die Firmenleitung. Doch Pragers einstige Sekretärin scheiterte. Die Marke verblasste. 2003 wurde die Glace-Sparte an Nestlé verkauft.

Seit Mitte der 90er-Jahre zogen sich die Pragers oft auf ihren Zweitwohnsitz bei London zurück. In den letzten Jahren soll er laut seiner Tochter Verena unter Demenz gelitten haben.

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