Drama in Nordschweden: Bei einer Frontalkollision zwischen einem Lastwagen der Eisenerzfirma Kaunis Iron und einem Kleinbus sind sechs junge Schweizer, offenbar alles Männer, getötet worden. Der Unfall passierte in einer Kurve, die bei Anwohnern als «Todeskurve» gefürchtet ist.
Das Aussendepartement (EDA) bestätigt den Unfall. «Mit grosser Betroffenheit nimmt das EDA vom schweren Autounglück Kenntnis, bei dem in Schweden sechs Schweizer Staatsangehörige ums Leben kamen und eine Person verletzt wurde», sagt Sprecherin Noémie Charton zu BLICK.
Weiter hält das EDA fest: «Das Regionale Konsularcenter der Schweiz in Stockholm steht mit den Behörden vor Ort im Kontakt und hat eine Mitarbeiterin in die Unfallregion entsandt, um den Familien der Opfer zur Seite zu stehen. Bundesrat Ignazio Cassis ist informiert und spricht den Angehörigen der Opfer und des Verletzten im Namen des Bundesrates sein tief empfundenes Mitgefühl aus.»
Opfer stammen aus Adelboden BE
Die Polizei wurde am Samstagmorgen um 1.56 Uhr informiert. Im Minibus befanden sich sieben Personen, nur eine hat überlebt. Sie wurde verletzt ins Sunderby-Spital bei Luleå geflogen.
Gemäss BLICK-Informationen stammen die Verunglückten, die zwischen 20 und 30 Jahre alt sind, aus dem Berner Oberland – fünf davon aus Adelboden BE und Umgebung. Der Verletzte stammt ebenfalls aus dem Dorf. Die traurige Nachricht erreichte die Gemeindebehörden ausgerechnet während des Skirennens am Samstag am Chuenisbärgli. Besucher erzählen BLICK, dass die Politiker auf einmal den Anlass verliessen. Sie wurden wohl über das Drama informiert.
Das Dorf Adelboden, in dem am Wochenende Weltcup-Skirennen ausgetragen wurden, stand nach der traurigen Nachricht unter Schock. Die Organisatoren der Weltcuprennen gaben auf ihrer Internetseite bekannt, sie seien von offizieller Seite über den Unfall in Schweden ins Bild gesetzt worden. «Wir sind tief betroffen und unsere Gedanken sind bei den Familien und Angehörigen. Wir drücken allen unsere tiefste Verbundenheit aus», schreiben sie. Nach der Siegerehrung wurde im Stadion eine Schweigeminute für die Opfer abgehalten.
Skirennfahrer Oliver Kuenzi: «Es ist ein Schock für uns alle!»
Auch heute Sonntag trübt die tragische Nachricht aus Schweden die Stimmung am Chuenisbärgli. Der ehemalige Weltcupfahrer Oliver Kuenzi, der auch aus dem Dorf stammt, sagt zu BLICK: «Unter den Todesopfern sind ehemalige Schulkollegen meines Sohnes. Sie waren in ihrer Freizeit begeisterte Gleitschirmflieger. Schon letztes Jahr war die Gruppe nach Nordschweden gereist. Dass sie jetzt nicht mehr zurückkommen, ist ein Schock für uns alle!»
Der Gemeinderat Adelboden sprach den Angehörigen der Opfer und des Verletzten am Sonntagnachmittag in einer Mitteilung sein «tief empfundenes Beileid und Mitgefühl» aus. Für das ganze Dorf sei die traurige Nachricht ein grosser Schock. Die Gemeindebehörde bot den Familien zudem ihre Hilfe an.
Die schwedische Polizeisprecherin Maria Jakobsson kann über Details noch keine Auskunft geben. Gegenüber BLICK sagt sie auf Anfrage: «Wir wissen nur, dass sie sich auf der Heimfahrt vom Skifahren in Norwegen befanden.»
Die Ermittlungen seien noch am Laufen, auch die Identifizierung der Opfer dauere noch an. Die Strasse sei zum Zeitpunkt des Unfalls glatt gewesen. Zudem blies der Wind sehr stark. Das Fahrzeug musste aufgeschnitten werden.
Immer wieder diese Kurve
Der Unfall ereignete sich in einer gefährlichen Kurve. Anwohner weisen schon lange darauf hin, dass es sich um einen gefährlichen Strassenabschnitt handelt. Anwohner Göran Lantto, der im schwedischen TV ein Interview gab, sagte, dass er in der Nacht durch einen Helikopter geweckt wurde. Lantto: «Ich wusste sofort, dass es diese Kurve war. Es ist eine echte Todeskurve.»
Die schwedischen Behörden überprüfen nun die Strasse, auf der sich der tödliche Unfall ereignet hat. Dies bestätigt Maria Kraft, Expertin für Verkehrssicherheit beim Verkehrsministerium, gegenüber schwedischen Medien.
In dieser Kurve habe es innert sechs Monaten fünf oder sechs Unfälle gegeben. Die Unglücksstrecke war im Zusammenhang mit der Schliessung einer Mine teilweise saniert worden. Die Stelle, an der Unfall passierte, war der Übergang von der alten in die sanierte Strasse. Lantto: «Wir Einheimischen wissen, dass man vor dieser Kurve das Tempo reduzieren muss.» Ortsunkundige würden aber von der Kurve überrascht und gerieten leicht auf die Gegenfahrbahn. Noch ist aber die Unfallursache nicht geklärt.
Schon lange fordern die Anwohner vom schwedischen Verkehrsministerium, dass endlich etwas unternommen werde, um die gefährliche Stelle sicherer zu machen. Nach dem tragischen Unfall haben die Behörden angekündigt, die Stelle eingehend zu untersuchen.