Wenn heute Nachmittag der Zürcher Grasshopper Club in Thun BE spielt, werden kaum GC-Fans vor Ort sein. Ihr Extrazug fällt aus, weil eine Meute von ihnen, wie der Zürcher «Tages-Anzeiger» berichtete, vergangenes Wochenende das Zugpersonal im Fanzug von Lausanne nach Zürich massiv bedrohte.
Für die Gewerkschaft Transfair war das zu viel: «Dass Zugpersonal gezwungen wird, den Zug anzuhalten, um sich in Sicherheit zu bringen, ist einmalig», sagt Bruno Zeller (49), Branchenleiter öffentlicher Verkehr bei Transfair, zu SonntagBlick.
Hohe Dunkelziffer von Übergriffen
Die Zugbegleiter hätten korrekt gehandelt. Es gebe eine hohe Dunkelziffer von Übergriffen. «Vor allem auf den Fanzügen. Diese werden als Erfolg verkauft, doch der geht auf Kosten des Personals!»
Zeller schlägt eine drastische Massnahme vor: «Es braucht jetzt nicht nur Transportpolizei auf dem Fanzug, sondern weitere Polizeikräfte!» Konkret: «Wenn zusätzlich mehr Einsatzkräfte der Kantons- und Stadtpolizeien für Sicherheit sorgen würden, hätte das eine abschreckende Wirkung.»
Damit sich Fussballfans nicht mit anderen Zugpassagieren mischen, werden sie gewöhnlich mit Spezial-Kompositionen an die Auswärtsspiele kutschiert und von Transportpolizisten begleitet.
Nur wenn der jeweilige Klub mit den SBB eine Transportpartnerschaft eingegangen ist, organisiert er – wie etwa die Berner Young Boys – die Begleitung und die Sicherheit auf den Zügen selber.
Nur Reizstoff zur Verteidigung
Transportpolizisten sind nur in diesen Fällen ausnahmsweise dabei.
Die SBB betonen: «Die Polizistinnen und Polizisten der SBB-Transportpolizei haben die ordentliche Polizeiausbildung absolviert, sind also echte Polizisten.» Allerdings tragen diese Kräfte keine Pistolen und haben lediglich Reizstoff zum Selbstschutz dabei.
Zum Vorschlag von Transfair äussert sich die Bahn betont reserviert. «Die SBB begrüssen es, wenn Kantone im Bahnumfeld und insbesondere bei Extrazügen mit Gewaltpotenzial ihre Möglichkeiten ausschöpfen.» Man habe aber «starke Zweifel», ob die Präsenz von zusätzlichen Polizisten bei gewaltbereiten Mitreisenden «eine Verhaltensänderung erzeugen würde».
Gesetzesänderung wäre nötig
Einfach umzusetzen wäre die Forderung der Gewerkschaft ohnehin nicht. Man müsste wohl zuerst das Gesetz ändern. «Die Forderung ist unter dem geltenden Recht nicht umsetzbar», sagt Roger Schneeberger, Generalsekretär der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD). Transportunternehmen seien für die Sicherheit im öffentlichen Verkehr selbst verantwortlich.
Ein Kommentar von Aline Wüst
Wäre das ein Film, es wäre ein schlechter. Denn die Handlung ergibt für Zuschauer keinen Sinn. Und um die Zuschauer geht es – Fussball-Zuschauer. Sie spielen quasi die Hauptrolle in diesem Film. Was ja per se schon ein wenig seltsam ist.
Zum Plot: Wir haben eine Stadt, zwei Fussballvereine. Eigentlich schön. Sorgt das doch stets für ein bisschen Aufregung im wohlorganisierten Zürich.
Nun gibt es allerdings ein paar Zuschauer, die da etwas falsch verstanden haben in punkto Kräftemessen. Statt sich im Stadion heiser zu schreien um die Vorherrschaft in der Stadt, kämpfen sie draussen auf der Strasse mit Fäusten um eine Vorherrschaft im echten Zürich. Als ob es etwas zu gewinnen gäbe in dieser Welt ausserhalb des Stadions.
Lustig ist das nicht, denn diese Ultras prügeln sich vor dem Primetower halbtot, bedrohen die Anhänger des anderen Vereins, greifen SBB-Mitarbeiter an, die sie nach dem Auswärtsspiel nach Hause bringen, werfen Steine auf die Haustür einer Tages-Anzeiger-Journalistin, bedrohen sie im Rudel mitten am Tag auf einem belebten Platz der Stadt. Was sie getan hat? Sie schrieb darüber, dass die Gewalt einiger Ultras wieder zugenommen hat.
Vor allem dieser Vorfall erlaubt dem forensischen Psychiater Thomas Knecht einen interessanten Einblick in den Film, in dem sich diese Fans befinden: Mit ihrem gewalttätigen Verhalten versuchten die gewaltbereiten Ultras ihren eigenen Status zu erhöhen, auf der sozialen Leiter weiterzukommen. Psychologisch ausgedrückt: Sie pflegen ihre Eigenliebe.
Werden sie dafür kritisiert, reagieren sie mit narzisstischer Wut, weil an ihrem aufgepumpten Ego gekratzt wird. Sie sind verunsichert, denn sie spüren: Ich bin gar nicht so stark, dass sich alle ducken – da gibt es Leute, die den Mut haben, mich infrage zu stellen.
Wer hinter die gewalttätige Fassade schaut, hat darum fast Mitleid. Sind diese jungen Männer doch einfach auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt – wo sie später irgendwann ihr Einfamilienhäuschen bauen können. Das ist in Ordnung, tun wir doch alle irgendwie. Würden sie bloss bei ihrer Suche nicht so viel Schaden anrichten!
Darum: Jungs, es geht bloss um Fussball, geniesst das Spiel! Und kämpft mit Worten für euren Platz in der Welt. Wie mächtig Worte sind, wisst ihr ja. Sonst würdet ihr nicht Steine in die Haustüre einer Journalistin werfen.
Ein Kommentar von Aline Wüst
Wäre das ein Film, es wäre ein schlechter. Denn die Handlung ergibt für Zuschauer keinen Sinn. Und um die Zuschauer geht es – Fussball-Zuschauer. Sie spielen quasi die Hauptrolle in diesem Film. Was ja per se schon ein wenig seltsam ist.
Zum Plot: Wir haben eine Stadt, zwei Fussballvereine. Eigentlich schön. Sorgt das doch stets für ein bisschen Aufregung im wohlorganisierten Zürich.
Nun gibt es allerdings ein paar Zuschauer, die da etwas falsch verstanden haben in punkto Kräftemessen. Statt sich im Stadion heiser zu schreien um die Vorherrschaft in der Stadt, kämpfen sie draussen auf der Strasse mit Fäusten um eine Vorherrschaft im echten Zürich. Als ob es etwas zu gewinnen gäbe in dieser Welt ausserhalb des Stadions.
Lustig ist das nicht, denn diese Ultras prügeln sich vor dem Primetower halbtot, bedrohen die Anhänger des anderen Vereins, greifen SBB-Mitarbeiter an, die sie nach dem Auswärtsspiel nach Hause bringen, werfen Steine auf die Haustür einer Tages-Anzeiger-Journalistin, bedrohen sie im Rudel mitten am Tag auf einem belebten Platz der Stadt. Was sie getan hat? Sie schrieb darüber, dass die Gewalt einiger Ultras wieder zugenommen hat.
Vor allem dieser Vorfall erlaubt dem forensischen Psychiater Thomas Knecht einen interessanten Einblick in den Film, in dem sich diese Fans befinden: Mit ihrem gewalttätigen Verhalten versuchten die gewaltbereiten Ultras ihren eigenen Status zu erhöhen, auf der sozialen Leiter weiterzukommen. Psychologisch ausgedrückt: Sie pflegen ihre Eigenliebe.
Werden sie dafür kritisiert, reagieren sie mit narzisstischer Wut, weil an ihrem aufgepumpten Ego gekratzt wird. Sie sind verunsichert, denn sie spüren: Ich bin gar nicht so stark, dass sich alle ducken – da gibt es Leute, die den Mut haben, mich infrage zu stellen.
Wer hinter die gewalttätige Fassade schaut, hat darum fast Mitleid. Sind diese jungen Männer doch einfach auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt – wo sie später irgendwann ihr Einfamilienhäuschen bauen können. Das ist in Ordnung, tun wir doch alle irgendwie. Würden sie bloss bei ihrer Suche nicht so viel Schaden anrichten!
Darum: Jungs, es geht bloss um Fussball, geniesst das Spiel! Und kämpft mit Worten für euren Platz in der Welt. Wie mächtig Worte sind, wisst ihr ja. Sonst würdet ihr nicht Steine in die Haustüre einer Journalistin werfen.